Versicherungs-Startup Clark und der 100-Millionen-Deal
Exklusiv: 2021 kaufte das Frankfurter Insurtech Clark die Allianz-Tochter Finanzen.de. Neue Unterlagen geben nun Einblicke in einen der größten Zukäufe eines deutschen Finanz-Startups.
Viele Details blieben bislang im Unklaren. Ende des vergangenen Jahres gab das Frankfurter Fintech Clark einen Zukauf bekannt, damals verkündete die Versicherungsapp die Finanzen Group zu übernehmen. Die Allianz-Tochter hat sich mit ihrer Website Finanzen.de auf das Geschäft mit den Kontakten von potenziellen Versicherungskunden spezialisiert – sogenannte Leads. Im Zuge des Deals sei Clark zu einem Unicorn aufgestiegen, verkündete das Fintech damals stolz. Demnach bewerten die Geldgeber das Startup mit mehr als einer Milliarde Euro.
Wie die Firma auf diese Bewertung kam? Dazu schwieg das Unternehmen eisern.
Wie sich aus den Unterlagen ablesen lässt, besteht der Deal aus zwei Schritten, die durchaus üblich sind. Um die Übernahme zu stemmen, hat Clark noch einmal Geld von seinen Gesellschaftern eingesammelt. Die größte Tranche kam demnach von dem Bestandsinvestor Tencent. Die Direktbank ING, die sich im Zuge einer Kooperation mal bei Clark beteiligt hatte, zog bei der Finanzierungsrunde ebenfalls mit – obwohl die Kooperation wieder beendet wurde. Weitere Geldgeber beteiligten sich.
In einem zweiten Schritt übernahm Clark die Anteile der „Mercato Leadmanagement Investments Holdings GmbH“, dabei handelt es sich um Finanzen.de. Im Gegenzug erhält die Allianz zum einen Anteile von Clark – und das nicht zu knapp. Nach dem Deal gehören dem Unternehmen rund 24 Prozent. Zum anderen heißt es in dem Dokument: „Die Gesellschaft leistet an ASI (eine Allianz-Gesellschaft; Anm. d. Red.) eine Zahlung in Höhe von EUR 100.000.000,00, durch die ein Teil des den Gesamtbetrag der neuen Aktien übersteigenden Werts der Sacheinlage vergütet wird.“ Demnach fließen noch einmal 100 Millionen Euro zusätzlich in bar.
Einen Teil des Geldes wird sicherlich aus der Finanzierungsrunde stammen. „Es ist gut möglich, dass Clark zusätzlich Kredite für den Deal eingenommen hat“, sagt ein Branchenkenner. Bei der Finanzierungsrunde ist Kreos beteiligt, die auch Kreditfinanzierungen anbieten. Dies sei bei solchen Deals durchaus üblich.
Die Investoren dürften trotzdem einen hohen Betrag in die Firma gesteckt haben. Sollte die Angabe einer Milliarden-Bewertung stimmen – und daran gab es durchaus Zweifel – hätte Clark mindestens 75 Millionen Euro eingesammelt haben müssen. Es könnte aber auch mehr sein.
In diesem Szenario wäre der Wert des Zukaufs dann bei 340 Millionen (240 Millionen Euro für die Clark-Anteile und 100 Millionen in bar). Damit wäre es Clark gelungen, die eigene Firmenbewertung im Laufe eines Jahres grob zu verdreifachen. Dies scheint weiterhin ambitioniert.