„Wir waren vier oder fünf mal fast pleite“ – Circula-Gründer Nikolai Skatchkov im FinanceFWD-Podcast
Circula startete 2017 mit einer Software zum Abrechnen von Reisekosten und hatte gerade zu Anfang mit einigen Krisen zu kämpfen. Nun kann das Unternehmen solide Zahlen vorzeigen. Wie diese im Detail aussehen und wie das Fintech in fünf Jahren eine Million Nutzerinnen und Nutzer erreichen will, das verrät Gründer Nikolai Skatchkov im Podcast.
Hinter Circula liegen einige heikle Jahre. 2017 ging das Berliner Unternehmen an den Start, doch anfangs lief die Kundenakquise eher schleppend. „Wir hatten uns zu sehr darauf verlassen, dass Banken als Vertriebspartner funktionieren“, sagt Gründer Nikolai Skatchkov heute im Podcast.
Der Plan ging allerdings nicht auf. Die verlorene Zeit musste das Team dann mühsam aufholen. Nach einem kurzen Aufwind durch die erste Finanzierungsrunde und einer Steuerreform, die das Modell von Circula begünstigte, gab es mit der aufkommenden Covid-Pandemie den nächsten Rückschlag: „Innerhalb weniger Wochen ist unser Umsatz um 90 Prozent eingebrochen“, sagt Skatchkov rückblickend.
Das junge Startup habe damals nicht nur einmal vor dem Aus gestanden. „In den ersten Jahren waren wir vier oder fünf mal fast pleite – das war ein großer Stressfaktor“, erinnert sich Skatchkov. Doch das Fintech konnte sich berappeln: Es erweiterte seine Produktpalette, gewann vor allem im Mittelstandssegement Kunden und konnte solide Zahlen vorweisen. Heute stehe das Unternehmen auf stabilen Beinen, sagt Skatchkov. Demnach liege das Nettoumsatzwachstum bei 135 Prozent und der Jahresumsatz im zweistelligen Millionenbereich. Profitabel ist das Fintech aber noch nicht.
Eine Million Kunden bis 2029
Die Gründer wollen sich deshalb nicht ausruhen – zu lange habe Circula unter seinem Potenzial gewirtschaftet. Damit soll nun Schluss sein: In diesem Jahr will das Fintech sich ganz neu aufstellen und den Weg zum Unicorn ebnen. „Wir haben die klare Mission, die beste europäische Plattform für Mitarbeiterausgaben aufzubauen“, sagt Skatchkov.
Bis 2029 wolle man dazu die Marke von einer Million zahlender Nutzerinnen und Nutzer knacken und sowohl das Branchenschwergewicht SAP als auch Nischenkonkurrenten wie Geschäftsreise-Plattform Lanes & Planes und oder Mitarbeiter-Benefits-Plattform Edenred, enttrohnen. Der erste Schritt dieser Neuausrichtung erfolgt nun durch einen umfangreichen Management-Umbau: Gleich vier Neuzugänge verkündet das Startup am Mittwoch.
Als neuen „Chief Revenue Officer“ ernennt Circula Alistair Newman. Der Branchenveteran bewegt sich seit über 25 Jahren im Software-as-a-Service-Umfeld, hat unter anderem beim Analysedienst Similarweb und Marketing-Plattform Hootsuite in Führungspositionen gearbeitet. In seinem Aufgabenbereich sollen künftig alle kundenorientierten Funktionen gebündelt und die Firmenpräsenz in Spanien und den Niederlanden verstärkt werden.
Daneben bekommen auch die Finanz-, Vertriebs- und Marketingteams neue Führungskräfte: Johannes Kochs kommt als Finanzchef zu Circula. Zuvor hatte er diese Rolle bei der Mitartbeiter-Kommunikations-Plattform Staffbase inne. Der ehemalige Adjust-Manager Niko Thielsch wird künftig das Vertriebsteam leiten. Etienne Echinard kommt vom Lohnabrechnungs-Startup Payfit und übernimmt die Leitung des Marketingteams.
Gründer denkt über Zukäufe nach
Mit der neuen Führungsriege wollen die Gründer in eine groß angelegte Skalierungsphase übergehen. „Roman und ich können als Gründer nicht mehr alles selbst verantworten“, sagt Skatchkov. „Jetzt holen wir uns die erfahrenen Leute ins Boot, um Gas zu geben.“ Die großen Herausforderungen würden nun vor allem darin liegen, die interne Umstrukturierung gut zu bewältigen und die richtige Balance zwischen dem deutschen Kernmarkt und der internationalen Expansion zu finden. Auch Übernahmen schließt der Gründer für das weitere Wachstum nicht aus: „Wir könnten in diesem Bereich durchaus zum Konsolidator werden.“
Circula wurde 2017 von Nikolai Skatchkov and Roman Leicht zunächst als Reisekostenmanagement-Plattform gegründet. Über die Jahre wurde das Ausgabenmanagement um erweiterte Spesen und Mitarbeiter-Benefits ausgebaut. Jüngst kam auch eine Firmen-Kreditkarte zum Angebot hinzu. Laut eigenen Angaben zählt das Unternehmen aktuell mehr als 1.800 Kunden in Deutschland, Spanien und den Niederlanden. Bislang flossen von Geldgebern wie Alstin Capital, hinter dem Milliardär Carsten Maschmeyer steht, und dem Münchner Software-Anbeiter Personio insgesamt 23 Millionen Euro in das Fintech.
Wie Circula es aus der Krise geschafft hat, wie das Fintech nun Millionen Nutzerinnen und Nutzer erreichen will und wie er über ein Übernahmeszenario durch Personio denkt, darüber spricht Nikolai Skatchkov im Podcast.
Im FinanceFWD-Podcast spricht Skatchkov über …
… die Konkurrenz zu Moss, Pleo und Spendesk
… die schwierigen Anfangsjahre von Circula
… mögliche Übernahme- und Exit-Szenarien für Circula
… den europäischen Mittelstand als Kundengruppe
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