Wirtschaftsjournalist Christian Kirchner (Bild: privat)

„Die Chance der Banken, zu den Fintechs aufzuholen, ist größer denn je“ – Finanz-Szene-Journalist Christian Kirchner im FinanceFWD-Podcast

Christian Kirchner beschäftigt sich mit den Fällen der Silicon Valley Bank, Credit Suisse und auch der Deutschen Bank. Zur Letzteren sagt der Finanzjournalist: Sie ist im Grunde solide aufgestellt. Welche Auswirkungen hat die Bankenkrise aber auf das Fintech-Ökosystem? Darüber spricht er im Podcast.

Für Banken war die Gelegenheit nie so gut, ein hippes Fintech-Startup günstig zu übernehmen – die Vorzeichen dafür stimmen: Das Funding-Klima ist schlecht, einige wagniskapitalfinanzierte Unternehmen brauchen Kapital oder einen Exit, um zu überleben. Auf der anderen Seite geht es den Banken durch die veränderte Zinslage gut. „Was ich aus der Branche höre, klingt aber ganz anders“, sagt Christian Kirchner. Der Finanzjournalist recherchiert seit Jahren in Frankfurt rund um die Bankenwelt, ist Mitbetreiber des beliebten Newsletters Finanz-Szene. „Das, was die Fintechs bieten, interessiert die Banken offenbar nicht.“ Zum einen, weil sie glauben, die Assets der Fintechs – wie etwa eine coole Banking-App – selber bauen zu können. Zum anderen aber auch, weil es den Startups gar nicht so schlecht ginge, wie es von außen aussieht.

Es kommt zwar aktuell zu weniger Finanzierungsrunden, doch die Bewertungen seien nicht so stark gesunken. „Kein Startup, das vor Kurzem noch mit 600 Millionen Euro bewertet wurde, lässt sich jetzt für 200 Millionen Euro kaufen“, sagt Kirchner. In der Bankenbranche sei man der Überzeugung, die Gründerinnen und Gründer würden sich eher darauf fokussieren, irgendwie durch den Funding-Winter zu kommen.

Die aktuelle Bankenkrise treffe vor allem die Player, die keine oder kaum Privatkundeneinlagen haben und stark von Firmenkunden abhängig waren, das beste Beispiel ist die Silicon Valley Bank. In dem Segment fließe das Geld schneller ab – Privatkunden hingegen neigen dazu, ihre Einlagen länger bei der Bank liegen zu lassen. Die vergangenen Wochen haben gezeigt, dass die Einlagen von Privatkunden angesichts des Risikos umfangreicher Abhebungen durch institutionelle Kunden wertvoller seien als bisher angenommen.

Auch wenn sich das Kräfteverhältnis zwischen traditionellen Banken und Fintechs nicht wesentlich verschieben wird, könnten die den Neobanken wie N26 und Solaris auferlegten aufsichtsrechtlichen Beschränkungen laut Kirchner eine Chance für die traditionellen Banken sein, in Sachen Marktanteil und Benutzerfreundlichkeit aufzuholen. „Die Chance der Banken, zu den Fintechs aufzuholen, ist größer denn je“, sagt er. Benutzerfreundlichkeit und Coolness seien zwar wichtige Faktoren für die Kundengewinnung, ein solides Bankgeschäft sei angesichts der jüngsten Nachrichten über die finanzielle Gesundheit der Banken noch wichtiger.

Im Podcast spricht Christian Kirchner über Fintech-Geschäftsmodelle in schwierigen Zeiten und warum er nicht nur von der Deutschen Bank, sondern auch von der DKB überzeugt ist.

Im FinanceFWD-Podcast spricht Kirchner über …

… das Wochenende des SVB-Crashs
… die Bilanz der Deutschen Bank
… Implikationen der Bankenkrise auf Fintechs
… das Vertrauen in Neobanken

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