Check24 stellt Finanz-App ein
Exklusiv: Das Vergleichsportal Check24 wollte mit der App „Finanzmanager“ Fintechs wie Aboalarm und Finanzguru angreifen – der Durchbruch blieb aus. Das Münchner Unternehmen integriert die Funktionen nun in seine Haupt-App.
Noch vor einem halben Jahr verschickte Check24 eine euphorische Pressemitteilung: Mit seiner App „Finanzmanager“ hatte es einen Preis gewonnen, die Leser der Tech-Portale Smartphonemag und Androidmag wählten das Angebot zur „Besten Finanz-App 2019“. Kunden können damit ihre Bankkonten verwalten und analysieren oder den Stromvertrag wechseln.
Die App konkurriert mit Startups wie dem Vertragsmanager Volders oder der Konto-App Finanzguru. Auch Outbank und Aboalarm bieten zusammen die Funktionen des Finanzmanagers. Beide Firmen wurden vom Check24-Konkurrenten Verivox gekauft.
Mit seiner Finanz-App hatte Check24 Anfang 2019 all diesen Anbieter auf einmal den Kampf angesagt. Nur wenige deutsche Digitalfirmen sind dabei so gefürchtet wie das Münchner Unternehmen – denn das Vergleichsportal kann im Zweifel das meiste Geld ins Marketing stecken und hat als Plattform eine große Marktmacht.
Überraschend hat Check24 seinen Kunden nun mitgeteilt, dass es die App einstellen wird. Ein Rückschlag für das ansonsten erfolgsverwöhnte Unternehmen. Was ist der Hintergrund?
Die Funktionen seien künftig in der normalen Check24-App zu finden, schreibt das Unternehmen. Dort gibt es einen Kontomanager und ein „Versicherungscenter“, in dem die Verträge gebündelt werden. Von einem Sprecher heißt es, der Kontomanager solle „noch stärker mit unserem Ökosystem verzahnt werden“.
Eigene Erwartungen nicht erfüllt
Es ist sicherlich eine sinnvolle Entscheidung, die Funktionen zu integrieren. Denn Check24 schafft es, an seine bestehenden Kunden verschiedene Produkte zu vertreiben, das sogenannte Cross-Selling. Wer beispielsweise eine Autoversicherung gekauft hat, erhält Werbung für den Reisevergleich. Mit Gutscheinen promotet das Unternehmen seine unterschiedlichen Kategorien. Auch der Kontomanager ermöglicht das Cross-Selling, etwa bei Kreditangeboten. Erst kürzlich hatte das Unternehmen eine Banklizenz beantragt. Unter der Marke C24 will es künftig stärker in die Geldanlage und Kreditvermittlung einsteigen.
Trotzdem muss sich Check24 eingestehen, dass der eigenständige Finanzmanager die gesetzten Erwartungen offenbar nicht erfüllt hat. Insgesamt luden sich laut Download-Schätzungen von Priori Data etwa 100.000 Nutzer die App herunter. Nur ein kleinerer Teil dieser Nutzer verwendet die App üblicherweise auch tatsächlich. Zum Vergleich: Finanzguru schafft es auf 950.000 Downloads.
In den Download-Zahlen zeigt sich, wie gut sich die eigentlichen Check24-App über die Jahre geschlagen hat. Dieses Momentum blieb bei der eigenen Finanz-App aus.
Nun muss es dem Vergleichsportal gelingen, die Nutzer der eigentlichen App auch in den Kontomanager zu bekommen. Schließlich lässt sich über die Check24-App vom Handwerker bis zur Versicherung alles vergleichen und kaufen. Die Einkäufe können genauso organisiert werden wie die Treupunkte. Verglichen mit anderen populären Finanz-Apps wie N26 oder Klarna wirkt die App überladen.
Check24 hat keine Zweifel daran, dass es gelingt, den Kunden in die Finanz-Angebote zu holen. Das Unternehmen gibt sich gewohnt selbstbewusst. „Verbraucher dürfen sich aber schon einmal auf ‚eine neue Dimension des mobilen Bankings‘ im Jahr 2020 einstellen“, heißt es auf der Homepage zum neuen Bankangebot.