Acatus-Chefin Seelig tritt zurück, ehemaliger Deutschbanker rückt auf
Exklusiv: Paukenschlag in Berlin – eine der wenigen weiblichen CEOs in der deutschen Fintech-Szene, Marie Louise Seelig vom Verbriefungs-Fintech Acatus, hat diese Woche ihren Rücktritt erklärt. Zwei Banker ziehen in die Geschäftsführung ein.
Die Acatus-Chefin Marie Louise Seelig verlässt ihr Fintech-Startup. Das geht aus einer an die Gesellschafter verschickten E-Mail hervor. Auf Anfrage von Finanz-Szene und Finance Forward bestätigte Seelig am Donnerstagabend ihren Abgang.
In einer offiziellen Erklärung des Finanz-Startups heißt es: „Wir teilen mit Bedauern mit, dass Marie Louise Seelig ihr Amt als Geschäftsführerin der Acatus GmbH niedergelegt hat. Marie Louise möchte sich nach über zehn Jahren in der Fintech-Branche und erfolgreichen Gründungen jetzt wieder einer neuen beruflichen Herausforderung widmen. Mit Ihrer visionären Zielstrebigkeit, Expertise und Kreativität hat Marie Louise mit Acatus in fünf Jahren erfolgreicher Aufbauarbeit eine starke Marktposition erarbeitet.“
Seelig gehörte bislang zum festen Inventar der Berliner Fintech-Community. 2014 hatte sie gemeinsam mit Oliver Schimek das Verbriefungs-Fintech Crosslend gegründet, ihr Lebenslauf weist sie für die Jahre 2014-2016 als „Founder & Managing Director (CSO)“ aus – während Schimek bis heute als CEO amtiert. Infolge interner Unstimmigkeiten schied Seelig jedoch bei Crosslend aus, um gemeinsam mit Daniel Wigbers einen direkten Wettbewerber zu gründen, nämlich Acatus.
Bis Ende 2019 sammelte das Fintech nach eigenen Angaben mehr als acht Millionen Euro bei Investoren ein, wie es damals hieß. Inzwischen lässt sich dem Handelsregister entnehmen: Knapp fünf Millionen Euro davon waren offenbar Kredite. So hoch waren jedenfalls per Ende 2019 die Verbindlichkeiten; die Kapitalrücklage belief sich hingegen nur auf 3,3 Millionen Euro.
Investoren glauben weiter an Acatus
Eine Eigenkapitalfinanzierung hat es seitdem laut des Handelsregisters nicht mehr gegeben. Dennoch heißt es aus Investorenkreisen, dass wesentliche Gesellschafter weiterhin an das Geschäftsmodell fest glauben und zu weiteren Finanzspritzen bereit seien. Das Verhältnis einzelner Investoren zu Seelig soll zuletzt nicht mehr ganz unbelastet gewesen sein. Ob diese Konstellation zum Rücktritt beigetragen hat, ist unklar.
Was hingegen feststeht: In Investorenkreisen wünschte man sich (weder Seelig noch ihr Mitgründer Wigbers sind von Haus aus Banker) mehr originäre Banking-Kompetenz in der Führung. Dem trägt die künftige Konstellation nun Rechnung: Den Informationen von Finanz-Szene und Finance Forward zufolge sollen Marco Zimmermann (zuletzt „Head of Funding, Treasury“ bei der Deutschen Bank) und Igor Smirnov (früherer Managing Director bei der Banco Santander und der BNP Paribas) in die Acatus-Führung aufrücken. In der offiziellen Erklärung des Unternehmens ist davon die Rede, dass Zimmermann und Smirnov „den verbleibenden Geschäftsführer und Gründer Daniel Wigbers unterstützen werden“.
Marie Louise Seelig soll Acatus als „Chairwoman und Beraterin“ erhalten bleiben. In besagter Erklärung heißt es: „Ich bin sehr dankbar, dass ich mit Acatus meine Vision einer paneuropäischen Debt Capital Markets Plattform, basierend auf meiner Idee der digitalisierten flexiblen Verbriefungslösung, erfolgreich am Markt umsetzen konnte. Ich freue mich sehr, dass wir ein so erfahrenes Management Team gewinnen konnten, das Acatus nun in meinem Sinne weiterführen wird. Ich freue mich, nach über zehn Jahren Fintech-Branche, jetzt endlich auch mal etwas Zeit für andere Dinge zu haben.“