Wie der Identitätsprüfer IDnow auf 150 Millionen Euro Umsatz wachsen will
Das Münchner Start-up IDnow wurde im März in einem spektakulären Deal vom New Yorker Finanzinvestor Corsair gekauft. CEO Andreas Bodczek spricht im Podcast erstmals über die Hintergründe des Verkaufs – und seine ambitionierten Wachstumspläne.
Es war einer der größten deutschen Fintech-Deals dieses Jahres: Im März schlug Corsair beim Münchner Identitätsprüfer IDnow zu. Der New Yorker Finanzinvestor, der bereits seit 2019 bei dem Start-up beteiligt war, übernahm den Rest der Anteile zu einer Firmenbewertung von rund 300 Millionen US-Dollar. Mit dem Kapital des neuen Eigentümers möchte das Start-up jetzt seine Stellung in ganz Europa ausbauen.
Im ersten Interview seit der Übernahme skizziert CEO Andreas Bodczek (53) exklusiv seine Pläne. „Über die nächsten drei Jahre werden wir auf jeden Fall nochmal 50 bis 70 Prozent wachsen können“, sagt er im Finance Forward-Podcast. Konkret peile man einen Jahresumsatz von bis zu 150 Millionen Euro an.
IDnow übernimmt für Finanzfirmen wie N26, Klarna oder die Commerzbank die Ausweiskontrolle von Neukunden, die sich online anmelden. Bislang hat das Unternehmen dabei vor allem mit dem sogenannten Videoident-Verfahren geprüft, wobei Kundinnen und Kunden ihren Ausweis einem Callcenter-Mitarbeiter vorzeigen müssen. Nun aber ändern sich die regulatorischen Bedingungen – was für IDnow zur großen Wachstumschance werden soll.
Hintergrund sind zwei neue EU-Verordnungen. In Zukunft werde die Identitätsprüfung deutlich komplexer, sagt Bodczek. „Videoident wird ganz klar an Bedeutung verlieren“. An dessen Stelle trete dann ein „Mix aus den verschiedensten Verfahren“, darunter automatisierte Checks mit verpflichtender menschlicher Nachprüfung, der elektronische Personalausweis sowie perspektivisch der europäische Digitalausweis „EUDI-Wallet“.
Den Regulierungsdschungel will der IDnow-Chef nutzen. „All das erfordert eine gewisse Größenskalierung – und da gibt es einfach nur wenige Anbieter in Europa, die dahin kommen können“, so Bodczek. Sein Start-up arbeitet deshalb an einer neuen Trust-Plattform, bei der Fintechs alle Lösungen aus einer Hand bekommen können. Sie soll nächstes Jahr in den Testbetrieb gehen.
Im Finance Forward-Podcast erklärt Andreas Bodczek außerdem, wie sich IDnow gegen neue KI-Betrugsmaschen aufstellt, ob KI-Bots sich künftig auch ausweisen müssen und was er von Sam Altmans (40) Iris-Scan-Firma World hält.
Im Podcast „Finance Forward“ sprechen wir alle zwei Wochen mit den spannendsten Persönlichkeiten aus der neuen Finanzwelt – über Fintechs, Fonds, Krypto und Family-Offices. Sie können den Podcast über manager-magazin.de sowie auf Spotify , Apple und Deezer abonnieren.