Fintech-Exit: Wertpapierbank übernimmt Lemon Markets
Das Start-up, das sich als Dienstleister für andere Finanzfirmen auf den Handel mit Aktien spezialisiert hat, wird verkauft – deutlich schneller als erwartet.
Max Linden (24) hatte große Pläne: Hundert Millionen Anlegerinnen und Anleger aus ganz Europa wollte er auf seine technische Plattform holen. Mit seinem Unternehmen Lemon Markets hat er sich darauf spezialisiert, anderen Finanzfirmen den Handel mit Aktien, Fonds und Wertpapieren zu ermöglichen. Nachdem sie die notwendige Lizenz der Finanzaufsicht Bafin bekommen hatten, legten Linden und sein Team Anfang 2024 los.
Heute, etwa eineinhalb Jahre später, steht fest: Sie werden es aus eigener Kraft nicht schaffen. Lemon Markets wird verkauft: Die Deutsche Wertpapierservicebank (dwpbank) übernimmt das Start-up zu 100 Prozent. Es soll künftig als eigenständige Tochtergesellschaft unter Lindens Führung innerhalb Geschäftsgruppe weitergeführt werden. Zum Kaufpreis äußerten sich die Beteiligten auf Anfrage nicht.
Lemon Markets zählt zu den Fintech-Hoffnungen im Markt und galt lange als Geheimtipp in der Szene. Schon früh sammelte das mittlerweile 60-köpfige Team beachtliches Kapital ein. Insgesamt knapp 30 Millionen Euro flossen in das Projekt, unter anderem von den Wagniskapitalfonds Creandum, Lakestar, Lightspeed und CommerzVentures.
Es hat offenbar nicht gereicht: „Trotz 28 Millionen Euro Funding wurde bei etablierten Finanzdienstleistern oft aus dem Risikomanagement ein Dealbreaker“, sagt Lemon-Markets-Gründer Linden Finance Forward. Soll heißen: Den potenziellen Kunden schien ein Deal mit dem kleinen Start-up zu unsicher. „Es geht einfach ums Signalling – und das haben wir jetzt mit der dwpbank“, so Linden.
Die dwpbank gehört zur Hälfte der genossenschaftlichen DZ Bank. Die anderen Hälfte gehört dem Sparkassen- und Landesbankenlager. Sie erzielte 2024 ein Vorsteuerergebnis von 77 Millionen Euro und einen Nettogewinn von 52 Millionen. Die dwpbank zählt in Deutschland zu den größten Anbietern von Wertpapierservices, zu ihren laut eigenen Angaben mehr als 1000 Kunden zählen etwa Sparkassen, Genossenschaftsbanken sowie Privat- und Geschäftsbanken. 2024 wickelte das Finanzinstitut knapp 54 Millionen Transaktionen für 5,3 Millionen Depots ab. Ihr verwahrtes Vermögen gibt die Bank für 2024 mit 2,17 Billionen Euro an.
Linden freut sich, nun einen so gewichtigen Player im Rücken zu haben. „Das öffnet Türen“, sagt er. Die dwpbank selbst will mit der Übernahme das eigene Digitalangebot für die Kundschaft stärken und damit dem Erfolg von Neobrokern wie Trade Republic etwas entgegensetzen.
Lemon Markets war 2020 von Max Linden gegründet worden und bietet Brokerage-as-a-Service an. Banken, Fintechs und Vermögensverwalter können die Plattform über eine API-Schnittstelle in ihre bestehenden Systeme integrieren. Hauptkonkurrent im deutschen Markt ist Upvest, das 2017 schon deutlich früher gestartet war und den Nachzüglern die Aufholjagd schwer machte. Während Lemon Markets noch an der Bafin-Lizenz werkelte, konnte Upvest bereits einen großen Teil des Fintech-Markts abräumen, mit Kunden wie Revolut, N26, Bunq, Raisin oder Plum.
Lemon Markets zog erste Kunden an Land, nachdem Linden 2024 die Bafin-Lizenz bekam. Darunter sind das finnische Business-Banking-Start-up Holvi, die norwegische Incentive-Plattform Optio und die Neobank Tomorrow aus Hamburg. Den Vorsprung von Upvest konnte die Linden-Truppe aber offenbar aus eigener Kraft nicht verkleinern. In der neuen Konstellation hofft das Start-up jetzt, seine Marktposition zu stärken und sich mit dem neuen Partner neben Fintechs und Neobanken auch auf etablierte Großbanken fokussieren zu können.
Für die bisherigen Investoren ist der Deal zumindest keine optimale Lehrbuchlösung. Der Verkauf kommt vergleichsweise früh in der Entwicklung von Lemon Markets. Typischerweise arbeiten Start-ups erst auf ein gewisses Wachstum hin und streben dann einen Börsengang oder eine Akquisition an.
Noch unterliegt die Übernahme der Genehmigung durch die Finanzaufsicht Bafin. Sie soll bis Herbst 2025 abgeschlossen sein.