Die Website vom Vergleichsportal Verivox (Bild: IMAGO / photothek)

Vergleichsportal Verivox kämpft mit sinkenden Umsätzen

Exklusiv: Entgegen den eigenen Erwartungen ist der Umsatz der Vergleichsplattform Verivox im Pandemiejahr 2021 gesunken. Auch im vergangenen Jahr soll das Geschäft weiter rückläufig gewesen sein, heißt es im Geschäftsbericht. Was ist das Problem?

Der Moment für Verivox ist eigentlich gekommen: Viele Menschen machen sich Sorgen über steigende Energiepreise. Die Vergleichsplattform gilt als wichtige Anlaufstelle, um Strom- und Gastarife zu finden. Doch auskosten konnte die Firma diesen Vorteil bislang nicht.

Der Check-24-Konkurrent verdient sein Geld vor allem mit der Vermittlung von neuen Energieverträgen. Rund dreiviertel seines Umsatzes entfällt auf das Provisionsgeschäft. Doch die Vermittlung gelang 2021 nicht mehr so gut, unterm Strich blieb ein Umsatzrückgang. Das legt der gerade veröffentlichte Geschäftsbericht nun offen. Um fast acht Prozent ist der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr gesunken – von 120 Millionen auf 111 Millionen Euro. Auch für 2022 erwartet das Unternehmen schrumpfende Geschäfte.

„Unattraktive Tarife ohne Einsparpotential“

Als Grund für den Umsatzrückgang wird in dem Bericht ein schwaches viertes Quartal 2021 angeführt, insbesondere in den Bereichen Energieversorgung. „Durch die stark gestiegenen Strom- und Gas-Großhandelspreise waren viele Versorger gezwungen, ihre Preise neu zu kalkulieren“, heißt es in dem Bericht. „Einige Versorger haben ihre Neukundentarife daher vorrübergehend aus der Vermittlung bei Verivox genommen.“ Andere ließen sich „nur mit unattraktiven Tarifen ohne Einsparpotential für den Kunden“ listen, schreibt das Unternehmen. Ein Grund für die Preissteigerung war die Einführung der Co2-Steuer Anfang 2021.

Auch 2022 soll das Geschäft weiter geschrumpft sein, teilt das Unternehmen in dem Bericht mit. „Für unsere Kerngeschäfte Energie und Telekommunikation und damit für das Gesamtunternehmen rechnen wir im Jahr 2022 in Summe mit leicht rückläufigen Umsätzen im mittleren einstelligen Prozentbereich.“ Die Unsicherheit sei ausschließlich von „den momentanen Unsicherheiten in der Energie- und Gasversorgung getrieben“, schreibt das Unternehmen in dem Abschluss, der auf den Mai 2022 datiert ist.

Vorteil durch Verbindung zur Mutter Prosiebensat.1

Trotz des Umsatzrückgangs blieb bei Verivox mehr hängen. Die EBITDA-Marge steigerte das Unternehmen laut Geschäftsbericht auf rund 19 Prozent. Sie wurde allerdings hauptsächlich von den „sonstigen betrieblichen Erträgen“ getrieben. Diese stiegen in 2021 um rund 14 Millionen Euro, aufgrund einer Verschmelzung der beiden Tochterfirmen Vx Sales Solutions GmbH und Preis24.de GmbH. Rechnet man diesen Faktor heraus, so bleibt der Vorsteuergewinn hinter dem Vorjahr zurück. Auch das Ergebnis nach Steuern sank auf knapp elf Millionen Euro im Vergleich zu 13 Millionen in 2020.

Immerhin die „sonstigen betrieblichen Ausgaben“ konnten um knapp neun Millionen Euro gesenkt werden. Gesunkene Marketingausgaben hätten dazu maßgeblich beigetragen, heißt es. Als Tochterfirma der Prosieben-Sat-1-Gruppe profitiert Verivox in diesem Bereich von finanziellen und personellen Ressourcen – kann zum Beispiel TV-Werbung als Marketingkanal intensiv nutzen.

Wechseln lohnt sich wieder

Nachdem die Zahl der Anbieterwechsel aufgrund der Energiekrise in 2022 weitestgehend zurück gegangen war, häufen sich in den letzten Wochen Meldungen über gesunkene Strom- und Gaspreise, die die Konditionen für Neukunden wieder attraktiver werden lassen. Dies dürfte Verivox in die Karten spielen, da sie mit der Vermittlung neuer Energieverträge ihr Geld verdienen.