Paypal steigt mit eigenem Stablecoin ins Kryptogeschäft ein – was das für Banken bedeutet
Mit seinem eigenen Stablecoin verleiht Paypal dem Zahlen mit Digitalwährungen einen Schub, sagt Jens Siebert, Partner bei KPMG Financial Services. Er erläutert, was dieser Schritt für Banken bedeutet und warum solche Stablecoins vor allem eine Chance für etablierte Institute sind.
Paypal bringt Bewegung in den Markt für Stablecoins. Mit dem Paypal USD können Nutzerinnen und Nutzer in den USA ihre Online-Einkäufe bezahlen oder gegen andere Kryptowährungen tauschen, die das Unternehmen unterstützt – wie etwa Bitcoin oder Etherum. Dabei übernimmt Paypal die Rolle einer Schnittstelle für Händler und Kundinnen und Kunden.
Was bedeutet dieser Vorstoß in die Kryptowelt für den europäischen Bankenmarkt? Und welche Vor- oder Nachteile bringen Stablecoins Banken? Jens Siebert sagt: Stablecoins werden für Verschiebungen im Payment-Markt sorgen.
Jens, wie beurteilst du den Schritt von Paypal, mit einer eigenen Digitalwährung ins Kryptogeschäft einzusteigen?
Dieser Schritt kommt nicht überraschend. In Sachen Digitalisierung des Geldes tut sich gerade sehr viel. Die Europäische Zentralbank und die EU Kommission treiben die Einführung des digitalen Euros voran. Auf der privatwirtschaftlichen Seite stehen einerseits die dezentral organisierten Kryptowährungen wie Bitcoins und auf der anderen Seite so genannte Stablecoins im Fokus, also an konventionelle Währungen gekoppelte Digitalwährungen. Ein Beispiel dafür ist Paypal USD. Grundsätzlich ist der Stablecoin-Markt stark vom US-Dollar dominiert. Der Anteil an mit Euro hinterlegten Stablecoins liegt unter einem Prozent.
Da Paypal als bekannter Player Stablecoins, die auch E-Geld-Token genannt werden, in die Wertschöpfungsketten einbringt – im Bereich Peer-to-Peer, E-Commerce und dem Einzelhandel –, gibt das dem Thema natürlich noch mehr Relevanz. Stablecoins werden zu Verschiebungen im Payment-Markt führen – auch hierzulande und in Europa.
Was zeichnet sich heute schon im europäischen Markt ab?
Die Markets-in-Crypto-Verordnung (MiCA) schafft Mitte 2024 einen EU-weiten Regulierungsrahmen für Kryptowerte. Dadurch bewegt sich eine Menge und das Interesse an der Ausgabe eigener Stablecoins steigt.
Experten rechnen damit, dass Paypal sich mit einem technisch leistungsfähigen Stablecoin und seiner Präsenz am US-Markt rasch Marktanteile sichern wird. Es dürfte sich aber mittel- oder langfristig nicht darauf beschränken. Denn MiCA gibt auch Paypal ab dem nächsten Jahr mehr Rechtssicherheit. So könnte Europa ein attraktiver nächster Markt sein.
Könnten europäische Banken also auf den Stablecoin-Zug aufspringen?
Banken haben das Potenzial von Blockchain-Technologie und digitalen Geldformen erkannt. Doch viele stehen noch am Anfang oder warten das Inkrafttreten des neuen Regulierungsrahmens ab. Attraktive Anwendungsfälle und eine Verankerung im Privatkundengeschäft könnten die Adaption beschleunigen.
Außerdem braucht es technisches Know-how, um Stablecoins sicher zu begeben. Das Schöne: Es bildet sich gerade ein Markt von Providern, die sich genau darauf spezialisieren.
Wie könnte ein Geschäftsmodell für Banken aussehen?
Stablecoins müssen zu 100 Prozent durch Einlagen, also echtes Geld, abgesichert sein. 30 Prozent sind durch die Emittenten liquide zu halten. Der Rest kann in sogenannte erstklassige liquide Anlagen (HQLA) – meist sind das Staatsanleihen – investiert werden. Und die Stablecoins dürfen nicht verzinst sein. Das heißt: Für die Kunden entstehen keine zusätzlichen Kosten und Emittenten könnten vier bis fünf Prozent Anlageergebnis erzielen.
Für innovationsoffene Banken besteht jetzt die Gelegenheit, sich im Kryptomarkt zu positionieren. Denn voll regulierte Institute sind in der EU berechtigt, E-Geld zu begeben – anders als der Großteil der Fintechs, die erst noch eine Lizenz benötigen. So hätten Banken einen echten Vorteil gegenüber ihren jüngeren Wettbewerbern.