Gregor Metzger leitet das Produktmanagement der Börsenplattform onvista (Bild: onvista media GmbH)

Endlich einfach: So klappt es mit Übersicht und Handel

Millionen Anlegerinnen und Anleger haben Depots bei verschiedenen Brokern und tun sich schwer, den Überblick zu behalten. Theoretisch ist das Problem leicht zu lösen. In der Praxis aber passiert seit Jahren wenig. Wieso das so ist und wie eine gute Lösung dennoch gelingen kann, zeigt das Beispiel der Börsenplattform onvista.

Wer Depots bei verschiedenen Brokern nutzt, hat bisher ein großes Problem. Die Übersicht über das Gesamtvermögen zu behalten, ist mit mehreren Portfolios schwierig. Bei onvista sehen wir, wie monatlich rund 120.000 Nutzerinnen und Nutzer dieses Problem für sich lösen. Sie verwenden unsere „Musterdepot”-Funktion, um ihre echten Depots manuell nachzubilden und die Gesamtwertentwicklung zumindest dort verfolgen zu können. Teils sogar mehrmals täglich führen sie eine Order, die sie in ihren echten Depots ausgeführt haben, im Musterdepot ein zweites Mal aus. Über 500.000 Transaktionen pro Monat gibt es in den Musterdepots unserer Nutzerinnen und Nutzer in manchen Monaten. Das ist kreativ. Aber auch sehr umständlich.

Die viel kundenfreundlichere Lösung wäre natürlich, alle (echten) Depots in einer Übersicht zu aggregieren. Dann wäre kein mühsames Nachpflegen in Musterdepots nötig und auch kein manuelles Zusammenklauben von Daten bei verschiedenen Brokern. Stattdessen: Ein Klick und man hat alles im Blick – und kann im besten Fall auch gleich an Ort und Stelle handeln. Echtes „Open-Brokerage” also. Soweit die Theorie – in der Praxis aber ist es extrem schwierig, ein solches Angebot zu konzipieren. Es gibt keinen etablierten Standard, der es ermöglicht, Finanzdaten über eine Schnittstelle (API) zu lesen (also zu importieren und darzustellen), geschweige denn zu schreiben (also Wertpapierorders ausführen). Alle Versuche, so einen Standard zu schaffen, sind bislang gescheitert.

Also für immer weiter mit dem Musterdepot? Für uns ist das keine Option. Wir haben mit unseren Partnern wealthAPI und brokerize eine Lösung entwickelt, mit der sich alle Depotinformationen zusammenfassen sowie Käufe und Verkäufe direkt ausführen lassen – ohne sich beim Broker erneut einloggen zu müssen. Im Folgenden beschreiben wir, welche Hürden wir dabei überwinden mussten, was jetzt schon ohne Standard-Schnittstelle möglich ist und wie die Entwicklung des Themas Open-Brokerage in Zukunft aussehen könnte.

Fehlende Daten, kein Standard, Regulatorik: Was Open-Brokerage erschwert

Wer Daten verschiedener Depots zusammenführen will, muss eine Menge Detailarbeit leisten. Denn leider stellen viele Banken ihren Kundinnen und Kunden nur einen Teil der Portfolio-Daten zur Verfügung. So können sie bei manchen Banken nur wenige Monate „zurückblicken“. Über die Jahre hat wealthAPI aber gelernt, Daten zu ergänzen. Wo unvollständige Daten vorliegen, treffen die Entwickler Schätzungen. Ist etwa ein Kauf, der vor mehreren Jahren getätigt wurde, nicht mehr sichtbar, können sie das Kaufdatum meist anhand des Einstandspreises abschätzen.

Ein anderes, noch viel grundlegenderes Problem: Viele Banken und Broker bieten wie beschrieben noch keine Standards für den Import ihrer Portfolio-Daten an. Für Entwickler von Anwendungen, die auf diese Daten zugreifen wollen, bedeutet das, dass sie meistens gegen „unbekannt“ entwickeln müssen. Das Prinzip lautet dann „trial and error“. wealthAPI, der onvista-Partner für Datenaggregation, muss die Schnittstelle anhand beobachteter Anfragen immer weiter verbessern. Dafür legen die Daten-Experten selbst Test-Depots bei den entsprechenden Banken an und beziehen auch ihre Nutzerinnen und Nutzer in den Entwicklungsprozess mit ein, um so Schritt für Schritt die Ergebnisse zu verbessern.

Solche inoffiziellen Schnittstellen können sich auch ohne Vorwarnung ändern. Um schnell darauf reagieren zu können, setzt wealthAPI auf automatische Testfälle – also Tests, die der Computer nach jeder Änderung der Schnittstelle automatisch ausführt. Dies erlaubt, bei Fehlern sehr schnell – meist innerhalb weniger Stunden – zu reagieren. Im Ergebnis importiert die selbst gebaute Schnittstelle die Daten infolgedessen hochwertig und stabil.

Vor einer ähnlichen Herausforderung stehen Entwickler, die den direkten Wertpapierhandel ermöglichen wollen. Auch für Trading-APIs von Brokern fehlt bislang ein einheitlicher Standard für derartige Schnittstellen. Das Unternehmen brokerize ermöglicht dennoch den Wertpapierhandel für onvista – als einer der ersten Anbieter überhaupt.

Die von Brokern angebotenen Trading-APIs haben verschiedene Hintergründe und sind technisch unterschiedlich konzipiert. Daher ergeben sich bei jeder Schnittstelle von Broker zu Broker neue Fragen und Herausforderungen. brokerize erhält im Rahmen einer Kooperation mit den Brokern Zugang zu diesen Schnittstellen und verbindet die Broker-API mit der standardisierten API von brokerize. „Der Broker-Login-Prozess findet, wie von Bezahlvorgängen in Online-Shops bekannt, direkt auf einer Website des Brokers oder von brokerize über den OAuth-Standard statt“, erklärt Jakob Horn, Geschäftsführer von brokerize. „Dies bietet ein hohes Maß an Sicherheit für die Zugangsdaten des Kunden.“

Zu guter Letzt stellt die gesetzgebende Instanz Hürden auf, die es erschweren, Depots zu aggregieren und Handel zu ermöglichen. Mit der Einführung der „Payment-Service-Directive 2“ oder kurz „PSD2“ hat die Europäische Union (EU) strenge Kriterien für Unternehmen definiert, die Konto- oder Depotdaten auslesen wollen. Der onvista-Aggregationspartner wealthAPI muss daher höchste Anforderungen an Sicherheit und Dokumentation erfüllen. Das Unternehmen ist bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) registriert und wird jährlich geprüft. Für die Handeln-Funktion benötigt der onvista-Partner brokerize zudem die Erlaubnis, Anlagevermittlung erbringen zu dürfen. Die erteilt ebenfalls die Bafin.

Überblick behalten, optimieren, planen: Was Open-Brokerage aktuell kann

Schon jetzt können Nutzerinnen und Nutzer von onvista so ihre Depots und Konten in wenigen Minuten importieren und automatisch aktuell halten. Zudem bietet wealthAPI einen PDF-Upload, mit dem sie Daten einfach aus den PDF-Abrechnungen ihrer Bank übernehmen können. Sollten sie Edelmetalle oder sonstige Sachwerte besitzen, können sie sie über die Import-Wizards einpflegen. Diese Funktionen werden auf onvista im ersten Quartal 2024 freigeschaltet.

Bereits jetzt nutzbar ist zudem die Analyse-Funktion fürs eigene Portfolio. Mit ihr lässt sich etwa erkennen, wie sich das eigene Vermögen (also die Summe der Einzeldepots) entwickelt oder wie es nach Anlageklassen aufgeteilt ist. Stellt eine Nutzerin oder ein Nutzer dann fest, dass der Aktienanteil beispielsweise oberhalb seines Zielwerts liegt, kann er das entsprechend anpassen – und muss dafür nicht einmal die onvista-Seite verlassen. Denn onvista bietet an, Wertpapiere direkt an Ort und Stelle zu handeln – ohne zusätzlichen Login beim Broker. Somit ist es möglich, sich auf einer Plattform zu informieren, seine Anlageentscheidung zu treffen und direkt auszuführen. Aktuell unterstützen sechs Broker diese Funktion: comdirect, Consorsbank, finanzen.net zero, flatex, justTRADE und ViTrade. Weitere sollen bald folgen.

Banken werden sich bewegen: Wie es mit Open-Brokerage weitergeht

Wolfram Stacklies, Mitgründer von wealthAPI, hat für die Weiterentwicklung des Service weitere Anlageklassen und noch mehr Assistenzfunktionen im Blick. „Wir werden in den nächsten Monaten den Import zusätzlicher Broker und auch Krypto-Börsen anbieten“, verspricht er. Ein zusätzliches Feature soll in Zukunft ein so genannter Co-Pilot sein. „Der basiert auf künstlicher Intelligenz, macht auf Risiken aufmerksam und unterbreitet gleich die hierzu passenden Verbesserungsvorschläge fürs Depot“, so Stacklies.

Jakob Horn, Geschäftsführer von brokerize, glaubt zudem, dass sich immer mehr Banken in Sachen Open-Brokerage öffnen werden. „Drittanbieter können ihren Nutzern erweiterte Funktionalitäten für den Börsenhandel anbieten und damit zufriedene und zahlungsbereite Anwender gewinnen.“ Banken und Broker stellen durch eine Anbindung von Drittanbietern wie onvista ihre Dienstleistungen einer attraktiven Nutzergruppe zur Verfügung – ohne selbst viel tun zu müssen.

Dass Trader und Anleger das Angebot gut annehmen, zeigt auch die Zahl der Transaktionen über die brokerize-Schnittstelle. Der Open-Brokerage-Spezialist wickelt mehr als zwei Millionen pro Jahr ab. „Unsere zuletzt geschlossenen Kooperationen zeigen, dass sich dieser Trend fortführen wird“, prognostiziert Horn. „Banken können ihr Wertpapierangebot über eine Anbindung an brokerize für verschiedene Zielgruppen erweitern.“ Drittanbieter wie onvista vertiefen ihre Lösungen und stärken die Nutzerbindung. Das sei ein „Win-Win für alle.“

Wie die Kombination aus Depot-Übersicht und Handeln funktioniert, kannst Du kostenfrei auf onvista.de ausprobieren.