Wann soll man eine Aktie wieder verkaufen?
Neben der richtigen Kaufentscheidung ist es die wichtigste Frage des Investierens, wann man wieder verkaufen sollte. Sowohl bei Investments, die gut laufen, als auch bei denen, die sich schlecht entwickeln. „Ohne Aktien Wird Schwer“ hat dazu mit dem Fondsmanager Marcus Poppe gesprochen.
Die Aktie von NVIDIA hat 2024 schon 140 Prozent zugelegt und das, obwohl die Firma schon Anfang des Jahres mit dem 65-fachen des Gewinns bewertet wurde. Viele Experten und Analysten haben damals gesagt, dass die Aktie sehr teuer sei. Immerhin hatte sie sich schon 2023 mehr als verdreifacht.
Wer auf Basis der Einschätzung verkauft hat, dürfte heute aber unglücklich sein. Denn die Aktie ist immer weiter gestiegen.
Das genaue Gegenteil hat man in den vergangenen Jahren bei Paypal erlebt. Immer wieder war in Medien zu lesen, dass die Aktie jetzt zu günstig sei. Gestiegen ist sie trotzdem nicht, sondern hat in den letzten drei Jahren 75 Prozent verloren. An der Aktie aufgrund der niedrigen Bewertung festzuhalten, war ebenfalls kein Erfolgsrezept.
Generell schauen alle möglichen Podcasts, Blogs, Bücher vor allem darauf, wie Anleger die besten Aktien finden. Mindestens genauso wichtig ist aber die Frage, wann man sie wieder verkaufen sollte. Der erfahrene Fondsmanager Marcus Poppe, der heute das Geschäft mit europäischen Aktien bei der DWS leitet, hält das für den schwierigsten Teil seines Jobs. Das hat er am 11. September bei unserem Live-Event von „Ohne Aktien Wird Schwer“ berichtet. Und obwohl auch er kein allgemein gültiges Rezept dafür hat, gibt es doch einige Aspekte, die man beachten kann.
The Trend Is Your Friend
„Einen Trend zu identifizieren und sich drauf zu setzen und den so lange mitzunehmen wie es geht, das ist eigentlich das erfolgreichste Rezept – auch empirisch – an der Börse“, sagt Marcus Poppe beim Live-Podcast von „Ohne Aktien Wird Schwer“.
Bei Aktien wie NVIDIA, die sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt haben, hat es sich auch empirisch oft bewährt, dranzubleiben – selbst, wenn die Bewertungen teilweise hoch sind. Denn oft gibt es Trends und Entwicklungen, die man als einzelner Anleger nicht ganz versteht, die aber zu mehr Wachstum führen und die Aktie so noch weiter nach oben treiben.
Genau das war bei NVIDIA in den letzten Monaten der Fall. Trotz der positiven Entwicklungen konnte NVIDIA die Börse oft mit noch mehr Wachstum und noch besseren Margen überraschen.
Allerdings gibt Marcus Poppe zu bedenken, dass es schon entscheidend ist, das Einzelwerterisiko im Depot nicht zu groß werden zu lassen. Wenn sich der Wert einer Aktie verfünffacht und plötzlich mehr als die Hälfte eines kompletten Portfolios ausmacht, ist die Abhängigkeit von dieser Aktie sehr hoch. In manchen Fällen dürfen Fondsmanager Aktien gar nicht so hoch gewichten und sind regulatorisch gezwungen, dann zu verkaufen.Aber auch Privatanleger sollten vorsichtig sein, wenn zu viel des eigenen Vermögens an einer Firma hängt.
Der Griff ins fallende Messer
„Viel schwieriger ist eigentlich die Situation, wenn man was kauft und dann fällt’s und fällt’s und fällt“, sagt Marcus Poppe. Was auf dem Weg nach oben gilt, kann aber auch auf dem Weg nach unten gelten. Anleger sind oft überzeugt, dass eine Firma schon viel zu günstig ist, aber sie fällt trotzdem immer weiter. In solchen Fällen hat es sich laut Marcus Poppe oft bewährt, ab gewissen Grenzen zu verkaufen.
Laut ihm könne man als Anleger und auch als professioneller Fondsmanager gar nicht alle Aspekte einer Firma verstehen. Wenn die Börse so klar signalisiert, dass die eigene Einschätzung falsch ist, sollte man diese Signale nicht ignorieren. „Die erfolgreichsten Fondsmanager, die ich kenne, die sind sehr gut darin rechtzeitig zu sagen: ‚Ich verstehe es nicht, deshalb verkaufe ich‘“, so der Fondsmanager.
Live-Podcast in Frankfurt
Neben der Frage, wann man verkaufen soll, hat Marcus Poppe beim Live-Podcast auch erzählt, wie er als Fondsmanager spannende Aktien findet, wie er auf die Zukunft der europäischen Wirtschaft schaut und wann kleinere Aktien endlich wieder besser performen, nachdem in den vergangenen Jahren die Großkonzerne an der Börse am besten abgeschnitten haben.
Das gesamte Interview erscheint am Samstag auch im Ohne Aktien Wird Schwer Podcast. Wer dort regelmäßig reinhört oder den Newsletter abonniert, wird auch die nächsten Live-Podcasts in München und Berlin nicht verpassen. Neben einem Interview wird es dort wie in Frankfurt auch wieder andere Formate geben. Beispielsweise ein Aktienpitch-Battle, bei dem das Publikum abstimmen durfte, welche Aktie die spannendste Geschichte, das beste Geschäftsmodell und die aussichtsreichste Zukunft hat. Oder eine Präsentation über die größten Gewinner und Verlierer der letzten Börsenmonate.
Unterstützt wurde das Event vom Broker Scalable Capital, der auch Partner von Ohne Aktien Wird Schwer ist.