„Im schlimmsten Monat haben wir 150 Millionen Dollar verloren“ – Klarna-Gründer Sebastian Siemiatkowski im FinanceFWD-Podcast
Während der Pandemie wird der Bezahldienst Klarna mit einer Bewertung von 45 Milliarden US-Dollar zum wertvollsten Startup Europas. Dann dreht sich der Markt und auch die Klarna-Bewertung bricht ein. Im Podcast von OMR und Finance Forward erklärt Gründer und CEO Sebastian Siemiatkowski, warum die Phase trotz zwischenzeitlicher Verluste von 150 Millionen US-Dollar im Monat sinnvoll war – und welche Entscheidung er rückblickend bedauere.
Mehr als ein Jahrzehnt lang hatte Sebastian Siemiatkowski das Geld beim Bezahldienst Klarna zusammengehalten, doch auf dem Höhepunkt des Wahnsinns gibt es dann kein Halten mehr. Plötzlich geht es nur noch um Wachstum um jeden Preis. In Europa, den USA, Klarna soll zum Weltkonzern werden. 150 Millionen Dollar Verlust fahren die Schweden zu diesem Zeitpunkt ein – pro Monat. Dann tritt Sebastian Siemiatkowski auf die Bremse. Stopp.
„Jetzt sind wir ein großer Player im US-Markt“
Von außen könnte man denken, es seien für Klarna verlorene Jahre gewesen. Doch Sebastian Siemiatkowski sieht das anders. Vor dem Boom sei Klarna ein europäisches Unternehmen gewesen mit einem sehr stark auf die nordischen Länder und Deutschland ausgerichtetem Geschäft, sagt er Podcast von OMR und Finance Forward: „Und jetzt sind wir ein großer Player im US-Markt, der dort noch weiteres Wachstumspotenzial hat.“ Ohne das viele Geld wäre diese Entwicklung nicht möglich gewesen, die hohen Verluste waren am Ende, so sieht er das, ein Wachstumsbeschleuniger.
Und klar, Klarna ist heute nur noch ein Bruchteil der Bewertung wert, die das Unternehmen mal hatte. Doch das Potenzial des Marktes sei noch immer dasselbe, sagt Sebastian Siemiatkowski: „Das Geschäft mit Banking und Kreditkarten ist ein Ein-Billionen-Markt. Wenn du diese Industrie wirklich disruptieren kannst und einen hohen Marktanteil gewinnst, ist eine Firmenbewertung von 100 Milliarden US-Dollar nicht undenkbar.“
Klarna will Mitarbeitende durch KI ersetzen
In den vergangenen Monaten haben Siemiatkowksi und sein Team das Unternehme saniert, die Kosten drastisch gesenkt. Die hohen Verluste beim Ausbau des US-Geschäfts wurden reduziert, das Marketingbudget zusammengestrichen. Außerdem trennte man sich in mehreren Entlassungswellen von einem Teil der damals rund 7.000 Mitarbeitenden. Einige Mitarbeitende habe man 2022 angeheuert, nur um sie wenige Monate später wieder entlassen zu müssen, sagt Siemiatkowski. Das sei etwas, dass er rückblickend bedauere.
Inzwischen arbeiten für das 2005 in Stockholm gegründete Klarna noch rund 5.000 Menschen. Geht es nach Siemiatkowski, sollen es zukünftig sogar noch weniger sein. Durch natürliche Fluktuation will er weiter Personal abbauen, die Aufgaben sollen künftig immer stärker von Künstlicher Intelligenz erledigt werden. Die Sorgen vieler Menschen, dass Technologie immer stärker Jobs bedrohen wird, verstehe er aus einer gesellschaftlichen Perspektive, sagt Siemiatkowski: „Es ist ein Problem für die Gesellschaft, das man thematisieren muss. Aber für uns als Unternehmen ist die Hauptaufgabe, Produkte mit der höchsten Qualität und den niedrigsten Kosten für die Kundinnen und Kunden anzubieten – und durch diese Transformation stellen wir sicher, dass wir dies auch tun.“
Im Podcast verrät Sebastian Siemiatkowski außerdem, warum er so gut Deutsch versteht, warum Amazon keine Lust auf Klarna hat und welchen Grundfehler es in der Politik der Europäischen Union gibt.
Im FinanceFWD-Podcast spricht Siemiatkowski über…
… die Boomphase 2020
… die US-Expansion von Klarna
… Künstliche Intelligenz
… die Zukunft seines Fintechs
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