Die Comdirect bietet ein Junior-Depot an. Unter Umständen sogar kostenlos. (Bild: IMAGO / Lobeca)

„Wichtiger als ein Autokauf“ – Darum liegen Kinderdepots im Trend

Die Zeit der Sparbücher mit hohen Zinsen ist lange vorbei. Nicht so bei Kinder- und Juniordepots: sie gewinnen als langfristige Geldanlage für den Nachwuchs immer mehr an Bedeutung. Doch für die Banken lohnt sich das finanziell kaum.

Diejenigen, die jetzt im Erwachsenenalter sind, kennen sie noch: Zinsen aufs Sparbuch. Viele hatten bei der ein oder anderen lokalen Bank das kleine Sparschwein stehen, haben dort vielleicht sogar das Zeugnisgeld hingebracht. Die Eltern sparten auch, dazu gab es teils hohe Zinsen – und pünktlich zum 18. Geburtstag konnten sich die Erwachsenen dann den Führerschein oder die Auslandsreise leisten.

Das war in der Niedrigzinsphase zuletzt nicht mehr möglich und wird wohl auch auf lange Sicht so bleiben. Denn obwohl die Europäische Zentralbank den Leitzins im September 2023 auf 4,5 Prozent angehoben hat, geben viele Banken die saftigen Zinsen bis heute nicht an ihre Kunden weiter. Das gilt auch für Kinder- und Jugendsparbücher, die manche Sparkasse noch immer mit einem Prozent oder weniger abspeist. Auch bei großen Direktbanken wie der ING gibt es nur für eine begrenzte Zeit höhere Zinsen für die Junioren.

Kinder- und Junior-Depots können da eine gute Alternative sein. Die Vorteile fallen schnell auf: Hohe Renditechancen, steuerliche Vorteile und die Möglichkeit, das Ganze zu verlängern. Das erkennen offenbar mehr Eltern und eröffnen bei den Geldhäusern immer mehr Kinder- und Jugend-Depots.

„Sparen für die Kinder ist vielen wichtiger als ein Autokauf“

Florian Möller ist bei der DZ Bank Gruppenleiter für den Bereich Kapitalmarkt für Privatkunden. Er habe beobachtet, dass viele junge Menschen in den letzten Jahren in den Kapitalmarkt eingetreten seien. Dazu habe sein Team in den letzten Jahren ein Konzept auf die Beine gestellt und ein kostenfreies Depot für Anlegerinnen und Anleger unter 30 entwickelt. Dies sei zwar kein Angebot explizit für Kinder, betont Möller, könne aber von den Eltern auch dafür genutzt werden. „Sparpläne werden immer stärker das Mittel der Wahl vieler Leute”, sagt Möller.

Damit beschreibt der DZ-Mann einen gewissen Trend, der sich bei Banken schon seit einiger Zeit abzeichnet: Wo früher das Sparbuch wichtig war, ist es heute der ETF-Sparplan oder Investmentfonds. Angebote gibt es mittlerweile viele: Die ING bietet ihr Junior-Depot gleichberechtigt mit dem normalen Depot an und auch die Deutsche Bank hat ein junges Depot im Angebot, das sich explizit an Kinder, Schüler und Studenten richtet.

Nicht immer sind diese Angebote prominent beworben, doch das unterscheidet sich stark von Anbieter zu Anbieter. Elmar Gaugenrieder, Experte bei der Deka beispielsweise betont etwa die prominente Platzierung des Themas “Sparen” auf der Website. Das Sparen für Kinder und Enkel sei ihm zufolge sogar eines der Top-Fünf-Ziele, die ausgewählt werden. Er ist Experte für Vermögensaufbau bei der Investmentgesellschaft Deka. „Für die Kinder und Enkel zu sparen, ist eines der emotional wichtigsten Ziele überhaupt. Das ist vielen noch wichtiger, als zum Beispiel auf ein noch besseres Auto zu sparen“, sagt Gaugenrieder.

Neobroker beschleunigen den Trend

Treiber dieser Entwicklung ist zum einen das niedrige Zinsniveau bei Sparbüchern oder Tages- und Festgeldkonten. Investmentfonds bieten da die größeren Renditechancen. Zum anderen haben in den letzten Jahren vor allem das Aufkommen der Neobroker die Geldanlage für junge Menschen attraktiv gemacht. Es wirkt hipper und cooler, in Aktien oder ETFs zu investieren. Viele Eltern wollen bei dem Trend mitgehen und das Geld für ihre Kinder lieber anlegen, als es auf einem Sparkonto verstauben zu lassen.

Große Umsatztreiber sind die Kinderdepots allerdings nicht, dafür sind es mutmaßlich auch viel zu wenige. Noch dazu wird in den Depots kaum gehandelt, meist läuft nur ein Sparplan, was bei den Banken nicht allzu viele Gebühren bringt. Vielmehr spielt hier der Aspekt der Kundenbindung eine große Rolle. „Das ist die neue Generation. Das sind die Kunden von morgen”, sagt Florian Möller von der DZ Bank. Diese früh in deren Leben an sich zu binden ist wichtig. Denn wer schon ein Depot bei einer Bank hat, dürfte eher selten wechseln – solange die Bedingungen für ihn oder sie denn auch passen.

Häufig, das ist das Gute für Eltern, gelten für Kinderdepots günstige Bedingungen, meist können sie beispielsweise kostenfrei geführt werden. Doch nicht überall sind die Rahmenbedingungen gleich, was es für Eltern schwierig macht, die Angebote zu vergleichen. Früher waren vor allen Dingen hohe Zinsen und hohe Sicherheit der Banken wichtig, bei Kinder- und Jugendepots gibt es da deutlich mehr zu beachten und zu unterscheiden.

Das kostet ein Kinderdepot

Eine kostenlose Depotführung ist beispielsweise ein erster Vergleichspunkt. Die bietet etwa die DZ Bank an, allerdings nur bis zum 30. Lebensjahr. Bei der Deka fallen ab dem 18. Lebensjahr Depot-Führungsgebühren an. Bei der ING oder dem Broker Flatex wiederum bleibt die Depotführung dauerhaft kostenlos. Das Depot der Comdirect kostet für inaktive Kunden nach sechs Monaten 1,95 Euro pro Monat. Wer aber einen aktiven Sparplan hat oder zweimal pro Quartal Wertpapiere handelt, zahlt auch dort keine Depotgebühren. Außerdem unterscheiden sich die Anbieter in den Gebühren für den Kauf und Verkauf von Wertpapieren und den Kosten für einen Sparplan.

Kleine Unterschiede gibt es auch bei der Eröffnung des Kinderdepots. In allen Fällen können dies nur die gesetzlichen Vertreter übernehmen, also die Eltern. Großeltern und andere Verwandte sind im Regelfall keine gesetzlichen Vertreter eines Kindes. Sie dürfen deshalb auch kein Depot in ihrem Namen eröffnen. Bei den meisten Anbietern dürfen sie aber Geld auf das Verrechnungskonto des Depots überweisen und somit beim Sparen helfen. Benötigt wird die Geburtsurkunde des Kindes – außerdem müssen die Erziehungsberechtigten unterschreiben. Bei einigen Anbietern geht das online, bei anderen nur vor Ort.

Was bei allen gleich ist: Ein Kinderdepot kann sich für die Eltern auch aus steuerlicher Sicht lohnen. Es gilt ein eigener Sparerpauschbetrag auf die Depots. Privatanlegerinnen und Privatanleger müssen in Deutschland 25 Prozent Abgeltungssteuer auf Kapitalerträge zahlen, für die allerdings ein Freibetrag von 1.000 Euro und 2.000 Euro für verheiratete Paare pro Jahr gilt. Sparen Eltern in ihrem eigenen Depot für ihre Kinder, werden die Kapitalerträge auch ihnen zugerechnet und schmälern ihren Freibetrag. Kinder haben aber einen eigenen Freibetrag. Läuft das Depot auf den Namen des Kindes, zählen auch die Erträge zu seinen Einkünften. So kann sogar doppelt gespart werden.