BCG-Partner über Assetmanager: „Die Party ist vorbei“
Johannes Burkhardt ist BCG-Partner und leitet die Asset-Management-Sparte des Beratungshauses in Europa. Im Podcast spricht er über die Bedeutung von Trade Republic für die Branche, was der ETF-Hype für Vermögensverwalter bedeutet und wie sie sich in Zukunft aufstellen können.
Der BCG-Berater Johannes Burkhardt blickt kritisch auf die Finanzbranche. „In den letzten zehn Jahren hat die Asset-Management-Industrie eine goldene Dekade erlebt“, sagt er. An den Märkten sei es eine Zeit lang nur bergauf gegangen, das Geld war günstig. „Von den 100 Milliarden, die die Asset-Management-Industrie in den letzten zehn Jahren mehr erwirtschaftet hat, kamen 90 durch die gestiegenen Märkte – und nur zehn, weil mehr Geld ins System geflossen ist“, so Burkhardt. Das räche sich nun angesichts der turbulenten Marktbewegungen. „Die Party ist vorbei“, resümiert der Berater.
Dabei ändern sich die Finanzprodukte, die im Trend liegen – dazu zählen aktive ETFs. Das sind börsengehandelte Indexfonds, die von Fondsmanagern im Hintergrund auf zusätzliche Rendite optimiert werden. „Aktive ETFs wachsen zwar sehr stark“, so Burkhardt. „Aber noch auf einer ganz kleinen Basis.“ Ob sie zeitnah am Markt relevant sein werden, sei unklar. Doch er sieht auch ein anderes Szenario: „Retail-Kunden lieben ETFs“, sagt er. „Vielleicht werden aktive ETFs zum neuen Vehikel, in dem die alten aktiven Fonds gemanagt werden.“ Die Abwicklung und Vertrieb würden dadurch deutlich günstiger. „Ein bisschen Branding“ sei für Asset Manager aber auch Kalkül dahinter. „Wenn man dann plötzlich seinen Fonds als ETF verpacken kann, wird er im Schaufenster attraktiver“, so Burkhardt.
Auch die großen Player springen auf den Trend auf
Neobroker wie Trade Republic und Scalable Capital haben ETFs als Anlage noch populärer gemacht. Laut Burkhardt machen ETFs jetzt ein Drittel aller Investments im deutschen Retail-Markt aus. Und es gebe auch keine Anzeichen, dass sich der Trend umkehrt. Das stark wachsende Geschäft bereitet Asset Managern und Banken derweil Probleme: Denn ETFs werfen im Vergleich zu aktiv gemanagten Fonds eine deutlich geringere Marge ab.
Hinzu kommt, dass sich nun auch die „Bastion der aktiven Assetmanagements“, wie Burkhardt institutionelle Anleger nennt, umorientiert. Darunter fallen etwa Pensionsfonds oder große Versicherungen. Sie kaufen laut Burkhardt nun deutlich mehr passiv gemanagte Produkte, die sich wie ETFs an einem Index orientieren.
Wie traditionelle Banken auf Fintechs schauen, wieso Revolut ins Welath-Management-Geschäft einsteigen will und was er von ELTIF-Anbietern wie Moonfare oder Liqid hält, darüber hat Johannes Burkhardt im FinanceFWD-Podcast gesprochen.
Im FinanceFWD-Podcast spricht Burkhardt über …
… die Zukunft der Vermögensverwalter
… den neuen Trend der aktiven ETFs
… Private-Equity-Investments von Moonfare und Liqid
… Revoluts Wealth-Management-Pläne