Alexander Artopé hat Smava gegründet und zählt zu den Fintech-Unternehmern der ersten Stunde (Bild: PR)

Smava kauft sich mit Millionen Zeit bis zum Börsengang

Exklusiv: Der Berliner Kreditvermittler Smava erhält neue Millionen, obwohl ein Börsengang bevorstehen sollte. Erst kürzlich behauptete der Gründer: „Wir sind gut finanziert und stehen hier nicht unter Zeitdruck.“

Alexander Artopé war offensichtlich genervt. Im Februar hatte der Gründer angekündigt, mit seinem Kreditvermittler Smava an die Börse streben zu wollen – und seitdem wird er immer wieder darauf angesprochen. Im Oktober berichtete das Branchenportal Deutsche Startups, dass der Börsengang erst einmal verschoben sei – wegen schlechter Geschäftszahlen im ersten Halbjahr.

Artopé ließ vehement widersprechen. „Smavas Zahlen sind gut und wir bereiten uns unverändert auf einen Börsengang vor“, sagte ein Sprecher zu Gründerszene. Die Argumentation: Weil das Unternehmen keinen Zeitpunkt für den IPO genannt habe, „kann von einer Verschiebung nicht die Rede sein“.

Doch nun gibt es Neuigkeiten, die belegen, dass Smava offenbar doch mehr Zeit braucht. Das Unternehmen, das Bankkredite an Privatkunden vermittelt, hat von seinen bestehenden Investoren offenbar einen weiteren Millionenbetrag eingesammelt, wie aus dem Handelsregister hervorgeht. Dazu zählen etwa die Finanzinvestoren Vitruvian, Verdane sowie der Berliner Risikokapitalgeber Earlybird, der zu den frühesten Geldgebern des Unternehmens zählt.

Der Schritt kommt überraschend. Mitte November – also gerade einmal vor einem Monat – hatte Artopé in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung noch gesagt: „Wir sind gut finanziert und stehen hier nicht unter Zeitdruck.“ Die Zwischenfinanzierung deutet nun darauf hin, dass Smava sich bis zum Börsengang noch Zeit erkaufen will – und der IPO sich dadurch doch verschiebt.

Auf Nachfrage bestätigt das Fintech die Finanzierungsrunde: „Smava hat im Zuge der IPO-Vorbereitung eine Kapitalerhöhung mit bestehenden Gesellschaftern durchgeführt“, teilt ein Sprecher mit. Mehr Details will das Unternehmen nicht preisgeben.

Schon Anfang des Anfang des Jahres war durchgesickert, dass der Kreditvermittler einen Verkauf oder Börsengang anstreben würde. Das Smava-Team präferiere einen Börsengang, bestätigte der Gründer später auch in Interviews. Ein mögliche Bewertung lag laut Reuters bei einer halben Milliarden Dollar. Ein hoher Betrag für ein Unternehmen, das im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben einen Umsatz von 70 Millionen Euro gemacht hat. 2018 war Smava im Vergleich zum Vorjahr um 75 Prozent gewachsen. Die große Frage bleibt: Wie lief dieses Jahr?