Die gute Nachricht für Gründer: Bislang hat sich der Krypto-Markt immer von Krisen erholt. (Bild: Getty Images)

Grüner Bitcoin: Ist die Kryptowährung nachhaltiger als ihr Ruf?

Bitcoin Mining verbrauche enorm viel Energie und schade der Umwelt – so lautet die häufige Kritik an der Kryptowährung. Eine Studie von KPMG kommt nun zu dem Schluss, dass der Bitcoin auch einen positiven Effekt auf die nachhaltige Transformation und die Umwelt haben könnte.

Umweltaktivisten und NGOs sehen aufgrund des hohen Stromverbrauchs und der damit verbundenen CO2-Emissionen im Bitcoin einen Klimasünder. Oft wird die wichtigste Kryptowährung aus diesem Grund an den Pranger gestellt.

Eine Studie von KPMG in den USA hat sich zum Ziel gesetzt, die Auswirkungen von Bitcoin-Mining auf die Umwelt, Gesellschaft und die Unternehmensführung (ESG) zu analysieren – und vor allem den Vorwurf der hohen Emissionen genau unter die Lupe zu nehmen. Ihr Ergebnis: Der Umweltnutzen des Bitcoin könnte stärker wiegen als die negativen Folgen des Minings – die Bilanz unter dem Strich also positiv sein. Warum ist das so?

Hoher Stromverbrauch und CO2-Emissionen sind nicht gleichzusetzen

Zunächst einmal klärt die Studie darüber auf, dass der Bitcoin nicht unmittelbar Strom verbraucht. Die Hardware, die beim Mining („Schürfen“) neuer Bitcoins zum Einsatz kommt, verbrauche aber Strom und sei vergleichsweise energieintensiv. So entfallen laut der Studie etwa 110 Terawattstunden oder 0,55 Prozent des weltweiten Energiebedarfs auf Bitcoin – so viel wie etwa alle Wäschetrockner weltweit.

Dieser hohe Energieverbrauch sei jedoch nicht das Hauptproblem. Das seien vielmehr die Emissionen, die mit der Erzeugung dieser Energie verbunden sind, wie etwa die Emissionen aus der Verbrennung fossiler Brennstoffe.

Bitcoin-Mining kann zum Gleichgewicht der Stromnetze beitragen

Dennoch liegt laut der Studie der Anteil von Bitcoin an weltweiten Emissionen im Vergleich deutlich hinter anderen Industrien, wie etwa der Modeindustrie, dem Tourismus oder der Viehzucht. Anders als solche produzierenden Gewerbe sind Bitcoin-Miner in der Regel ortsunabhängig und können sich überall auf der Welt niederlassen, um Bitcoin zu produzieren. Viele Miner seien demnach eben dort zu finden, wo Energie im Überfluss und billig erhältlich ist. Dort würden dann oft nicht ausgelastete erneuerbare Energiequellen aus Wasser, Wind oder Solar genutzt.

Erzeugen Wind- und Solaranlagen bei günstiger Wetterlage zeitweise mehr Energie als benötigt werde, könnten Bitcoin-Miner einen Ausgleich schaffen und den Energieüberschuss zur Bitcoin-Produktion nutzen, schlagen die Studienautoren vor. Umgekehrt könnten sie in Zeiten hohen Verbrauchs den Energiekonsum zurückfahren und so helfen, das Stromnetz zu stabilisieren. Während des Wintersturms Uri, der im Februar 2021 in Texas wütete, konnten Bitcoin-Miner zum Beispiel ihren Energieverbrauch drosseln: Etwa 1.500 Megawatt konnten in das Netz zurückgegeben werden.

Bitcoin als Anreiz für den Aufbau erneuerbarer Energien

Diese Möglichkeit für Bitcoin-Miner, ihren Stromverbrauch in Zeiten eines Überangebots oder einer geringen Marktnachfrage dynamisch zu gestalten, kann einen zusätzlichen Anreiz für den Aufbau erneuerbarer Energien bieten. Auch das World Economic Forum (WEF) hat in einem im Jahr 2022 veröffentlichten Artikel betont, dass Krypto-Mining als Katalysator für Projekte erneuerbarer Energien dienen könnte.

Des Weiteren regen die Autoren der Studie an, die Abwärme, die die Hardware bei der Bitcoin-Produktion ausstoße, weiterzuverwenden. Zum Beispiel ließen sich so Wärmepumpen in Wohnhäusern betreiben. Außerdem könnte der Bitcoin dazu beitragen, die Freisetzung des klimaschädlichen Methan-Gases zu reduzieren. Denn anstatt regulär produzierten Strom zu verwenden, wäre es auch möglich, das Bitcoin-Netzwerk durch Verbrennen von überschüssigem Methan aus der Industrieproduktion zu betreiben. Das hätte den positiven Nebeneffekt, dass das Methan durch das Verbrennen einen Großteil seines negativen Umwelteinflusses verlieren würde. Die Menge an Methan, die allein in den USA und Kanada produziert wird, würde ausreichen, um das gesamte Bitcoin-Netzwerk zu betreiben.

Auswirkungen des Bitcoin auf soziale und Governance-Aspekte

Diese kreativen Lösungsansätze würden zwar nicht per se den Stromverbrauch beim Bitcoin-Mining reduzieren. Dennoch würden sie helfen, die CO2-Emissionen zu verringern und Net Zero einen Schritt näher zu kommen. Abgesehen vom möglichen positiven Effekt auf die Umwelt zitieren die Studienautoren auch einige Beispiele in Bezug auf soziale oder Aspekte der Unternehmensführung. Zum Beispiel spielte zu Kriegsbeginn der Bitcoin eine bedeutende Rolle bei der Spendenbeschaffung für die Ukraine. Außerdem könnten Menschen in ärmeren Ländern durch eine Bitcoin-Wallet erstmals Zugang zu Finanzdienstleistungen erhalten.

Alle Vorteile werden ausführlich in der Studie „Bitcoins role in the ESG imperative“ beschrieben.

Keine Insights mehr verpassen? Jetzt mehr auf dem KPMG Financial Services Blog lesen und den Newsletter ,KPMG Transformation Insights Financial Services‘ abonnieren!