Nicolas Kipp, Nina Pütz, Björn Goß (Bilder: PR/Linkedin)

Fintech-Watchlist – von diesen Szeneköpfen wird man 2025 hören

Seit Monaten arbeiten erfahrene Fintech-Gründer im Hintergrund an neuen Projekten. Die Macherinnen und Macher haben zuvor große Firmen wie Trade Republic oder Ratepay mit aufgebaut. Wer will 2025 durchstarten?

Noch verrät der Webauftritt von Credibur wenig. „Das neue Betriebssystem für Kreditgeber“ und „bald verfügbar“ ist auf dem schlichten Onepager zu lesen, dazu gibt es ein organisch geformtes Logo in C-Form mit königsblauem Schriftzug zu sehen. Doch hinter dem geplanten Angebot steckt der gut vernetzte Szenekopf Nicolas Kipp.

Der 36-Jährige hat jahrelange Erfahrung als Manager, Gründer und Berater im Finanzbereich. Er verantworte das Risikomanagement beim „Buy now, pay later“-Anbieter Ratepay und baute gemeinsam mit Miriam Wohlfarth das Finanz-Startup Banxware auf. Daneben agiert Kipp als Beiratsmitglied in der Fintech- und Payment-Sparte des Digitalverbands Bitkom – ein wichtiges Sprachrohr für die Branche.

Er selbst will sich zu seiner neuen Firma zwar nicht äußern. „Aktuell ist das Projekt noch im Stealth-Mode, wir reden nicht dazu“, teilte er auf Anfrage mit. Die Erwartungen dürften aber nicht nur aufgrund seiner Vita groß sein. Das Geschäft mit Krediten befindet sich im Umbruch. Zahlreiche Fintechs haben wie Banxware den Markt entdeckt und entwickeln neue Angebote, möglichst schneller und digitaler als die Banken. Konzentrierten sich Anbieter bislang vielfach auf neue Kreditprodukte, scheint Credibur-Gründer Kipp die Branche nun technologisch voranbringen zu wollen.

Für Investoren könnte das einmal mehr von Interesse sein. Schließlich fließen mittlerweile 80 Prozent der Gelder, die sich zwischen dem Bankgeschäft mit Endkunden und jenem mit Geschäftskunden aufteilen, in Fintech-Produkte für Unternehmen.

Doch es gibt noch weitere Fintech-Newcomer und Köpfe, von denen man 2025 hören wird:

Debtist

Der Inkasso-Spezialist ist seit knapp zwei Jahren am Markt, flog bislang jedoch eher unter dem Radar. Doch aktuellen Zahlen zeigen, dass es zurzeit gut läuft. Nach eigenen Angaben kommt Debtist bereits auf Monatsumsätze, die auf das Jahr hochgerechnet bei 3,6 Millionen bis 4,8 Millionen Euro liegen – mit kleinem Team und profitabel. Auf eine Finanzierungsrunde wollen die Gründer deshalb kürzlich verzichtet haben. Hinter Debtist stehen der ehemalige McKinsey-Berater Matteo Benedetti und Brandon Baumgarten, der zuvor das App-Team beim Arzneimittelversender Docmorris leitete. Im Frühjahr will Debtist expandieren.

Hero

Als bankfremdes Unternehmen eigene Finanzprodukte anbieten – Embedded Finance bleibt auch im neuen Jahr relevant. Ein Hoffnungsträger in diesem Bereich ist das Software-Startup Hero aus Hannover, das sich an Kunden aus einer noch kaum digitalisierten Branche richtet: Handwerker. Diese konnten mit Hero bislang ihre Aufträge verwalten, Termine organisieren oder die Buchhaltung erledigen. Nach Informationen von Finance Forward laufen aber bereits Vorbereitungen für erste Finanzangebote, etwa im Bereich Payment. Vorbild dürfte unter anderem der milliardenschwere US-Anbieter Servicetitan sein. Bei der letzten Finanzierungsrunde im Sommer wurde Hero laut Insidern mit einem mittleren dreistelligen Millionenbetrag bewertet.

Rudy

Es gab wohl nie einen besseren Zeitpunkt für den Start eines Krypto-Angebots: Anfang November, wenige Tage nach dem Sieg des designierten US-Präsidenten Donald Trump und der anschließenden Bitcoin-Rallye, ging das Frankfurter Finanz-Startup Rudy in den Markt. Das Unternehmen agiert als Robo-Advisor spezialisiert auf Krypto-Assets. Über die Plattform lässt sich breit gestreut in Bitcoin oder Ether investieren, das Portfolio wird je nach Marktlage angepasst. Ein Finanzprodukt, das sich an der Schnittstelle zwischen Bitcoin-ETFs und klassischen Robos bewegt. Abzuwarten bleibt, wie sich das Angebot im Bärenmarkt behauptet. Dazu konnten einige Robos ihre Vorteile in der Vergangenheit nicht ausspielen.

Ride

Das Fintech-Drama des Jahres: Erst meldete das Steuer-Startup überraschend Insolvenz an, dann folgten Machtkämpfe und eine Übernahme, die im Chaos mündete – letztlich kauften die Gründer Christine Kiefer und Felix Schulte ihre Firma wieder zurück. Einige wichtige Manager, darunter der CTO, bleiben weiter an Bord, Von Januar wolle das Finanz-Startup wieder neue Kunden aufnehmen, teilte Schulte mit. Ob der einstigen Fintech-Hoffnung noch der Durchbruch gelingt?

Nach Informationen von Finance Forward arbeiten zudem weitere Szeneköpfe im Hintergrund an neuen Firmen oder haben dies zumindest absehbar vor:

Jessica Holzbach: Verkaufte ihr Finanz-Startup Pile im vergangenen Juli an die Neobank Vivid. Sie blieb zunächst als Beraterin für die Übergangszeit an Bord, ist inzwischen aber auch aus dieser Rolle heraus. Eine nächste Gründung? Das könne sie sich „grundsätzlich vorstellen“, sagte Holzbach kurz nach ihrem jüngsten Exit.

– Björn Goß: Ihm gelang es vor mehr als drei Jahren, sein Kundenkarten-Startup Stocard an den Bezahlriesen Klarna weiterzureichen – für einen dreistelligen Millionenbetrag. Im März 2023 schied Goß bei Klarna aus. Nach Informationen von Finance Forward arbeitet er im Hintergrund an einem neuen Startup. Die Szene dürfte das Projekt eng verfolgen.

– Cihan Duezguen: War einer der wichtigen Köpfe hinter Paydirekt – dem hochgewetteten, letztlich aber gescheitertem Online-Zahlungsdienst der Banken. Dann war er einige Zeit bei dem Open-Banking-Anbieter Ivy tätig. Gemeinsam mit früheren Weggefährten baut Duezguen seit April 2024 ein neues Unternehmen im Stealth-Mode auf, wie er auf dem Karrierenetzwerk Linkedin vermerkt hat.

Nina Puetz: Viele Jahre lang war sie das Gesicht hinter dem „Buy now, pay later“-Anbieters Ratepay, ehe sie im Mai dieses Jahres als CEO abtrat. Wohin sie wechselt, ist bis heute offen. Im nächsten Jahr könnte sich das aber ändern.

– auch von Alphalink wird man im kommenden Jahr hören. Die ehemaligen Trade-Republic-Macher arbeiten einer Krypto-App, die verschiedene Anbieter aggregiert. Auch dieses Projekt dürfte die Szene genau im Blick behalten.