Milliarden-Markt der betrieblichen Altersvorsorge: Ex-Trade-Republic-Manager startet Ginkgo
Schon in ihren vorherigen Startups Trade Republic und Fairr haben sie an Lösungen für die Altersvorsorge gebaut. Nun soll mit Ginkgo ein Produkt für die betriebliche Altersvorsorge entstehen, das sich gerade an kleine und mittlere Unternehmen richtet – und das auf branchenübliche Provisionen verzichten will. Zum Start gibt es 1,6 Millionen Euro.
Sein ehemaliger Chef Christian Hecker betont gebetsmühlenartig, dass er mit seinem Startup Trade Republic gegen die „Rentenlücke“ kämpft. Die Geldanlage mit dem Neobroker Trade Republic soll dafür sorgen, dass Menschen auch selbst für ihre Rente vorsorgen, weil die gesetzliche Rente nicht reicht. Philip Liebenow hat bei dem Startup als Head of Operations gearbeitet, bevor er zum Ausgabe-Startup Moss wechselte. Mit seinem eigenen Startup will der Ex-Trade-Republic-Manager das Problem nun von einer anderen Seite bekämpfen: mit einem Produkt für die betriebliche Altersvorsorge.
Zusammen mit Carl Meran, den er aus der gemeinsamen Zeit beim Beratungshaus Boston Consulting Group kennt, hat er Ginkgo gegründet. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen arbeitet das Finanz-Startup an einem Vorsorgeprodukt, die ersten Kunden sollen schon zeitnah folgen. Für den Start hat Ginkgo eine Finanzierungsrunde abschlossen, insgesamt erhält das Unternehmen 1,6 Millionen Euro vom Wagnsikapitalgeber Caesar, zu den weiteren Geldgebern zählen Calm/Storm, Heartfelt, NCA und weitere Business Angels aus der Szene. „Die betriebliche Altersvorsorge in Deutschland hat noch enormes Potenzial und gerade im Mittelstand sehr großen Nachholbedarf“, lässt sich Carolin Gabor zitieren, Partnerin bei Caesar, die zuvor den Inkubator Finleap mit aufgebaut hat – und nun auf Ginkgo wettet. Unterstützt wird das junge Team außerdem von Alexander Kihm, der mit Fairr ein Startup für die private Altersvorsorge gegründet hat, das er später an Raisin (Weltsparen) verkauft hat. Er dürfte so den Markt gut kennen und ist als Berater mit an Bord.
Ginkgo verzichtet auf Provisionen
Der Markt ist groß: Zurzeit würden nur rund die Hälfte der deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein entsprechendes Altersvorsorge-Produkt nutzen – gerade bei kleinen und mittleren Unternehmen sowie Menschen mit geringen Einkommen sei die Lücke groß und im internationalen Vergleich hinke Deutschland stark hinterher, so lautet der Befund der beiden Gründer. In der Vergangenheit seien die Finanzprodukte über Vertriebe in den Markt gedrückt worden – mit Vertriebsprovisionen und schwachen Renditen.
Ginkgo versucht dort anzusetzen: Es soll ein vollkommen digitales Produkt sein, das das Startup in Kooperation mit einer Versicherung entwickelt hat und das auf einem ETF-Portfolio basiert. Es soll sich um einen „ETF-Sparplan in einem schlanken Versicherungsmantel“ handeln, so die Beschreibung der Gründer. Um welche Versicherung es sich handelt, will Liebenow noch nicht verraten.
Auf Provisionen will das junge Unternehmen verzichten. Das Fintech verdient an einer Gebühr vom Unternehmen, das für die Einführung zahlt. Die Belegschaft kann sich in einer eigenen App die Fortschritte anschauen. Zu den Startup-Konkurrenten gehörten beispielsweise Penzilla oder Dyno. Der Vorteil für die betriebliche Altersvorsorge: Arbeitgeber können die Beiträge für die Altersvorsorge als Betriebsausgaben absetzen, Arbeitnehmer sparen auch durch Freigrenzen Steuern und Abgaben. Perspektivisch sollen noch weitere (Finanz-)Produkte zur betrieblichen Vorsorge und Vermögensbildung folgen.
Gingko muss nun zeigen, dass es ihnen gelingt, die Firma ohne Vertriebsprovisionen zu finanzieren. Viele Insurtech-Startups hatten damit in der Vergangenheit zu kämpfen.