Das Ende des Wertpapier-Booms – auch bei Trade Republic?
Durch das abgekühlte Klima an den Börsen haben auch die Neobroker mit einem Einbruch des Handelsvolumen zu kämpfen. Ein Blick auf die Zahlen der LS Exchange lässt Rückschlüsse auf Trade Republic zu.
Das Interesse von Retail-Anlegern an Wertpapier-Transaktionen hat sich seit dem Jahresbeginn offenbar drastisch abgekühlt. Ein Gradmesser hierfür sind die Handelsdaten der LS Exchange*, also jener Digitalbörse, über die insbesondere der Berliner Neobroker Trade Republic seine Orders abwickelt. Konkret liegt das durchschnittliche Handelsvolumen pro Tag im bisherigen Verlauf des Junis bei nur noch 146 Millionen Euro – im Vergleich zum Januar ein Rückgang um 44 Prozent. Bei den Transaktionen ist sogar ein Minus von 49 Prozent auf nur noch 87.000 Trades pro Tag zu verzeichnen.
Auffällig: Monat für Monat liegen die Werte inzwischen unter denen des jeweiligen Vormonats. Es scheint sich also tatsächlich um ein strukturelles Phänomen zu handeln – mutmaßlich ausgelöst oder wenigstens verstärkt durch die wirtschaftliche Unsicherheit und den allgemeinen Rückgang der Aktienkurse. Nun lässt sich zwar nicht belegen, dass auch Trade Republic von dem Einbruch betroffen ist. Allerdings wäre es erstaunlich, würde das deutsche Vorzeige-Fintech (das seine Bewertung bei der jüngsten Finanzierungsrunde leicht auf fünf Milliarden Euro gesteigert hatte) gegen den allgemeinen Abwärtssog immer noch wachsen.
Erst am Dienstag hatte der Frankfurter Online-Broker FlatexDegiro (der als börsennotiertes Unternehmen anders als Trade Republic seine Zahlen offenlegen muss) seine Prognose für dieses Jahr deutlich gekappt. Ein starkes Indiz, dass der große Wertpapier-Boom (siehe unser Themen-Dossier hier) an Kraft verloren hat, hatten im Januar auch schon die Zahlen des Deutschen Aktieninstituts geliefert. Demnach war die Zahl der Aktionäre hierzulande nach einem krassen Anstieg um 2,7 Millionen im Corona-Jahr 2020 im vergangenen Jahr bereits wieder leicht gesunken. Dazu passt, dass die Marktkapitalisierung des US-Neobrokers Robinhood (einst ein Vorbild für Trade Republic) seit dem Börsengang im letzten Sommer um 87 Prozent eingebrochen ist, bei FlatexDegiro beträgt das Minus 68 Prozent.