Diese ETFs kaufen Profis
ETFs sind die Basis des Vermögensaufbaus für Privatanleger. Doch auch Profi-Investoren nutzen sie, aber anders. Im Rahmen des Live-Podcasts hat das Team von „Ohne Aktien Wird Schwer“ darüber mit Verena Heming gesprochen. Sie ist beim Vermögensverwalter Blackrock für den Vertrieb an digitale Kunden zuständig.
ETFs setzen ihren Erfolgszug weiter fort. Ende September 2024 hat allein der Vermögensverwalter Blackrock ein ETF-Volumen von 4.200 Milliarden Dollar verwaltet. Das ist deutlich mehr als der gemeinsame Börsenwert aller deutschen Firmen (2.400 Milliarden Dollar). Und alleine im dritten Quartal haben Investoren rund 97 Milliarden Dollar in die ETFs gesteckt – und das netto, also nach Abflüssen.
Es scheint sich also herumzusprechen, dass man seine Altersvorsorge selbst in die Hand nehmen muss und ein ETF-Sparplan dafür eine einfache Einstiegsmöglichkeit ist. Ein ETF auf den MSCI World – quasi das absolute Standard-Produkt – hat in diesem Jahr mehr als 20 Prozent zugelegt. Ein starker Wert, wenn man bedenkt, dass man dafür keinerlei Aufwand hat. Keine Recherche, kein Traden, sondern mit nur einem Wertpapier sein Geld auf 1.500 Unternehmen auf der ganzen Welt verteilen.
Institutionelle Anleger wollen mit ETFs Alpha erzielen
Wer jetzt aber denkt, diese ETFs sind nur für den langweiligen Vermögensaufbau von Privatanlegern geeignet sind, täuscht sich. Das hat Verena Heming im Interview während des Live-Podcasts von „Ohne Aktien Wird Schwer“ in München berichtet. „Während Privatanleger sich mit ETFs gerne global breit aufstellen, machen institutionelle Investoren genau das Gegenteil“, sagt sie. „Die Profi-Anleger wollen Alpha generieren und mit ihrer Strategie besser abschneiden als der MSCI World.“
Und das funktioniert so: Der MSCI World, um beim Beispiel zu bleiben, besteht zu rund 70 Prozent aus US-Aktien. Damit ist die US-Region deutlich übergewichtet, was sich in den vergangenen Jahren ausgezahlt hat. Verfolgen Profi-Investoren aber die Strategie, dass US-Aktien maximal 60 Prozent im Depot einnehmen oder sie stattdessen sogar 80 Prozent vom Portfolio ausmachen sollten, müssen sie ihre Strategie mit einzelnen ETFs abbilden. Sie kaufen sich dann vielleicht verschiedene Länder-ETFs, mit denen sie die Gewichtung genau steuern können und ihr Depot so zusammensetzen, wie sie wollen. Hier US-Aktien, dort Unternehmensanleihen, da vielleicht auch EU-Aktien, Rohstoffe und Schwellenländer. Daneben versuchen die Profis auch durch Markt-Timing die Index-Performance zu schlagen. Dafür arbeiten große Teams den ganzen Tag daran, die globalen Aktienmärkte zu screenen, um den besten Zeitpunkt für den Kauf oder Verkauf von ETFs zu finden.
Richtige Asset Allokation für Großteil der Performance verantwortlich
„Die Überlegung der eigenen Asset Allocation, also wie viel Aktien, Rohstoffe, Anleihen oder Krypto man im Depot haben will, ist der wichtigste Schritt“, betont Heming. „Mehrere Studien zeigen, dass die richtige Zusammensetzung der Assetklassen bis zu 90 Prozent der Performance ausmachen kann.“ Daher sei es wichtiger, sich darüber Gedanken zu machen, anstatt zu überlegen, bei welchem Anbieter man seinen ETF kauft. „Das ist erst der zweite Schritt“, so Heming.
Apropos ETF-Auswahl: Da schauen Kleinanleger in erster Linie auf die Tracking Difference – also inwieweit die Performance eines ETFs gegenüber dem Index abweicht – oder auf die Gesamtkostenquote Total Expense Ratio (TER). Sie verrät auf einen Blick alle Kosten, die von einem ETF im Laufe eines Jahres anfallen und damit die Rendite schmälern. „Institutionelle Anleger achten bei den Kosten eher auf eine andere Kennzahl, nämlich den TCO, den „Total Cost of Ownership“, erklärt Verena Heming.
Niedrigste TER bedeutet nicht immer günstigster ETF
„Darin ist auch inkludiert, wie teuer beispielsweise das Trading innerhalb des ETFs ist, wenn Indizes angepasst werden oder wie der Spread beim Kauf oder Verkauf des ETFs ist.“ Gerade weil diese institutionellen Investoren mit großen Summen handeln, machen sich vermeintlich kleine Unterschiede bei den Kosten deutlich bemerkbar. „Es kann sein, dass ein ETF zwar eine geringe TER, dafür aber einen großen Spread hat und dadurch am Ende teurer wird“, erklärt Heming. Für Privatanleger sei es aber schwer, diese Kennzahl ausfindig zu machen, weil man tief in den Unterlagen der ETFs graben muss.
Neben der Frage, wie Profis mit ETFs handeln, hat Verena Heming auch erklärt, wie so ein ETF überhaupt entsteht, wie der Trend zu aktiven ETFs das „Beste aus zwei Welten“ vereint, ob replizierende ETFs besser sind als synthetische und wie Blackrock mit den Massen an Stimmrechten umgeht, die der Vermögensverwalter an zahlreichen Firmen hat.
Das gesamte Interview gab es am Samstag im Ohne-Aktien-Wird-Schwer-Podcast. Wer dort regelmäßig reinhört oder den Newsletter abonniert, wird auch den nächsten Live-Podcast in Berlin nicht verpassen. Neben einem Interview wird es dort wie schon in München und Frankfurt auch wieder andere Formate geben. Beispielsweise ein Aktienpitch-Battle, bei dem das Publikum abstimmen darf, welche Aktie die spannendste Geschichte oder das beste Geschäftsmodell hat. Dazu gibt es eine Keynote über die größten Gewinner und Verlierer der letzten Börsenmonate.
Unterstützt wurde das Event vom Broker Scalable Capital, der auch Partner von Ohne Aktien Wird Schwer ist.