
Die durchtriebenen Tricks der Supermacht Immoscout24
Die Plattform ist zum mächtigsten Player des Immobiliengeschäfts aufgestiegen – und der von Ralf Weitz geführte Mutterkonzern Scout24 zur wertvollsten deutschen Internetfirma. Den Preis für den Erfolg zahlen verzweifelte Mieter und abhängige Makler.
Für Nicolas Gerth (36) ist es schon ein Ritual. Alle paar Jahre verhandelt der Makler mit Immoscout24, zu welchen Konditionen er dort für seine Häuser und Wohnungen werben darf. „Jedes Mal ist klar, dass mein Ansprechpartner versucht, eine Preiserhöhung durchzudrücken – transparente Preislisten gibt es nicht“, sagt Gerth, der in Erftstadt im Familienbetrieb Zeit & Wert Immobilien arbeitet, der von seiner Mutter geleitet wird. Seit zwölf Jahren betreut Gerth junior die Kooperation mit Immoscout24 – rund 45 seiner Inserate sind auf der Plattform zurzeit online.
Ob er genervt ist von der Verhandlerei? Das dürfe man „dem Scout“, wie der Marktführer in der Branche fast liebevoll genannt wird, nicht übel nehmen, sagt Gerth. „Die Firma ist halt kein Familienbetrieb, deswegen wird ständig versucht, den Shareholder-Value zu maximieren.“
Das ist bislang gelungen, wie die blanken Zahlen zeigen. An der Börse ist Scout24, die Firma hinter der Immobilienplattform, mit knapp 9 Milliarden Euro bewertet – ein Allzeithoch. Das MDax-Unternehmen mit gut 1000 Angestellten ist den früheren Digitalwunderkindern Zalando, Delivery Hero und HelloFresh mittlerweile enteilt.
Die Münchner haben im vergangenen Jahr deutlich mehr als eine halbe Milliarde Euro Umsatz gemacht, mit einer Ebitda-Marge von 53,2 Prozent. Selbst im schwierigen Marktumfeld nach Ende der Niedrigzinsphase, in dem viele Immobilienprofis noch immer im Krisenmodus agieren, steigert die dominante Plattform kontinuierlich Umsatz und Gewinn; auch 2025 strebt CEO Ralf Weitz (47) einen deutlichen Zuwachs an. „Das ist eine fucking Gelddruckmaschine“, sagt ein Brancheninsider beeindruckt.