Wirecard-Jäger Fraser Perring verkündet sein nächstes Ziel
Bekannt wurde er durch seinen Zatarra-Report über Wirecard, zuletzt wettete er auf fallende Aktienkurse bei Grenke Leasing und Adler. Nun hat Fraser Perring bei der Finance-Forward-Konferenz in Hamburg sein nächstes Short-Ziel angekündigt.
Kaum in Hamburg gelandet, war Fraser Perring mitten in seinem Element. Der als „Wirecard-Jäger“ bekannt gewordene britische Shortseller machte gleich bei der Ankunft am Flughafen ein Foto von sich vor dem Fahndungsplakat für Jan Marsalek, den seit fast zwei Jahren verschollenen Vorstand des insolventen früheren Dax-Unternehmens Wirecard. Das Bild postete er auf Twitter, bevor er dann am Abend eine Fintech-Party besuchte – und nach eigener Aussage gleich „vier Leute von meiner Shit-Liste“ traf.
Wer die vier mutmaßlichen Ziele sind, behielt Perring während der Finance-Forward-Konferenz am Mittwoch für sich. Dafür ließ er eine andere Bombe platzen: Er verkündete eine Short-Attacke auf die börsennotierte belgische Beteiligungsfirma Sofina.
Darüber hinaus werde sein von den USA aus operierendes Unternehmen Viceroy Research schon bald ein in den USA gelistetes Unternehmen „mit Verbindungen nach Deutschland und Russland“ in den Fokus nehmen. Shortseller positionieren sich für fallende Aktienkurse, entweder durch den Leerverkauf einer Aktie oder Derivate wie CDS.
Die 1898 gegründete Sofina ist neben etablierten Unternehmen in Startups und Venture-Capital-Fonds investiert. Eines dieser Investments ist Perring zufolge auch der Grund für seine Short-Position auf Sofina, nämlich das indische Unternehmen Byju’s. Das von Byju Raveendran und Divya Gokulnath im Jahr 2011 gegründete Unternehmen aus dem Bildungssegment ist laut öffentlichen Quellen mit 22 Milliarden Dollar bewertet und hat 115 Millionen registrierte Kunden. Perring misstraut jedoch den offiziellen Angaben. „Sie betrügen die Leute in Indien“, sagte er während seiner Präsentation in Hamburg.
Zweifel an der Bewertung von Byju’s
Perring äußerte Zweifel der Bewertung von Byju’s, unter anderem weil das Unternehmen weniger durch Bildungsangebote als durch den Verkauf von Hardware Geld verdiene. „Sie verbuchen Umsätze mit Tablets, die sich die Leute gar nicht leisten können“, sagte er. Wenn das indische Unternehmen weniger wert sei, dann sei aber auch die Bewertung der Sofina-Aktie nicht gerechtfertigt. Vor seiner Ankündigung handelte der Titel bei rund 276 Euro. Am Nachmittag um 16.30 Uhr, nach Perrings Präsentation, hatte die Aktie etwa acht Prozent verloren.
„Sofina ist kein Betrug, aber seine Beteiligungen sind bewertet, als ob alles perfekt wäre“, sagte Perring im Gespräch mit Capital. Sämtliche Wettbewerber wie etwa Softbank seien mit einem Abschlag auf die Bewertung ihrer Beteiligungen zwischen 30 und 40 Prozent bewertet. Es gebe keinen Grund, dass Sofina mit solch einem Aufschlag auf den Aktienkurs bewertet werde. „Das Beispiel Byju’s zeigt, dass der Wert der Investments hochgradig in Frage steht und selbst die Mitarbeiter von Byju’s äußern in Videos ernsthafte Zweifel an dem Investment“, so Perring. „Selbst wenn man also an Sofia glaubt, sollte man unter die Oberfläche schauen.“
In Zukunft will Viceroy Reserach laut Perring weitere Unternehmen shorten. „Wir haben eine Reihe von Projekten in Deutschland“, sagte er. Deutschland mache es Shortsellern wie ihm ohnehin leicht, betrügerische Firmen zu finden. „In Deutschland bewahren selbst die Betrüger ihre Buchführung auf“, sagte er.
Schwierigkeiten für Fintechs
Auch mit früheren Zielen wie Grenke Leasing und Adler Real Estate sei man noch beschäftigt, sagte der frühere Sozialarbeiter. „Mit Grenke sind wir noch nicht fertig“, sagte er. Das Unternehmen hänge an einer günstigen Refinanzierung, ein großer Teil davon stamme aus der Türkei und Brasilien. Wie wolle das Unternehmen also weiterwachsen, wenn gleichzeitig wie derzeit die Einlagen sänken, gab er zu bedenken.
Adler sieht Perring vor Problemen mit der US-Börsenaufsicht SEC, weil das Unternehmen Anleihen in New York gelistet habe. Jüngsten Berichten zufolge wollten die Wirtschaftsprüfer von KPMG den Jahresschluss nicht mehr prüfen, bei der Tochterfirma Consus droht zusätzlicher Abschreibungsbedarf.
Schwierigkeiten sieht Perring, wie er sagte, auf zahlreiche Fintechs zukommen. „In die Branche ist viel Geld geflossen, aber bei der Hälfte der Firmen brennt es bereits“, sagte er. Viele der jungen technologiegetriebenen Finanzdienstleister könnten Probleme bekommen durch strengere Regeln zur Kundenidentifikation.
Was also sollten Anlegerinnen und Anleger tun, wird Perring am Ende gefragt. „Man muss Aktien nicht shorten“, antwortet er. „Aber man sollte betrügerische Firmen wenigstens meiden.“