Der Elite-Trick mit den ELTIFs
Die Finanzwirtschaft bietet über sogenannte ELTIFs jetzt auch Kleinanlegern Zugang zu bisher exklusiven Private-Equity-Geschäften. Neobroker wie Trade Republic werben mit Investments ab einem Euro. Für viele Kunden aber lohnt der Einstieg nicht.
Hier ist der Kunde Kumpel – und wird konsequent geduzt. „Mit Nao investierst du wie die oberen ein Prozent“, lautet die Devise bei Robin Binder (31). Der Gründer des Berliner Fintechs Nao klingt wie ein Vorkämpfer des Egalitarismus: Seine Zielgruppe seien jene, denen mangels Millionenvermögen keine Privatbank die Türe öffnet: „Ich will Zugang verschaffen“, sagt Binder. Ein Private Office für jedermann soll es bei ihm geben.
Exklusive Investments für ganz kleines Geld, so umwirbt Binder das Publikum. Schon ab einem Euro ermöglicht er den Einstieg ins Private-Equity-Business, also den Anteilskauf an Unternehmen, die nicht an der Börse gelistet sind. Auch die Beteiligung an Private-Debt-Deals, also der Vergabe von Krediten ohne zwischengeschaltete Banken oder Anleihemärkte, ist bei Nao möglich. Genauso Geldanlagen in große Infrastrukturprojekte.
In seinem gediegenen Chefbüro in Berlin-Mitte darf sich Binder fühlen wie ein Volksvertreter. Sein Schreibtisch mit wuchtiger Tischplatte aus Walnussfurnier, bespannt mit grünem Vinyl und designt von Egon Eiermann, diente schon Bonner Bundestagsabgeordneten als Arbeitsplatz. Im Regal dahinter: neben Designliteratur mehrere Bücher von Karl May, die Propyläen-Weltgeschichte in zehn Bänden und die Trophäe des „Fintech Germany Award“, den Nao 2024 abgeräumt hat.