Ehemalige Cum-Ex-Ermittlerin Anne Brorhilker kommt zu FFWD25
Jahrelang verfolgte sie Finanzkriminelle als Oberstaatsanwältin und setzte sich hartnäckig für die Aufklärung des Cum-Ex-Skandals ein. Im vergangenen Jahr machte sie einen überraschenden Karriereschritt und wurde Geschäftsführerin der Bürgerbewegung Finanzwende. Was sie zu dem Wechsel bewegte und wie sie das deutsche Rechtssystem in ihrer neuen Rolle verändern will, darüber spricht sie bei FFWD25 auf dem OMR Festival am 6. und 7. Mai 2025 in Hamburg.
Es war mehr als eine reine Personalie, die im April 2024 bekannt wurde. Es war eine Sensation – und entsprechend groß war das Medienecho. Ausgerechnet Anne Brorhilker schmeißt hin, um künftig für eine NGO gegen Finanzkriminalität zu kämpfen. Jahrelang hatte sich die heute 51-Jährige als Oberstaatsanwältin einen Namen gemacht als hartnäckigste Cum-Ex-Ermittlerin Deutschlands. Jahrelang hatte sie teils gegen massive Widerstände gekämpft, um einen der dreistesten und größten Steuerdiebstähle in der Geschichte der Bundesrepublik aufzuklären und die Drahtzieherinnen und Drahtzieher zur Verantwortung zu ziehen. Ihre Ermittlungen führten zu mehreren Verurteilungen, vom Steuerberater bis zum Banker.
Im Mai wird Anne Brorhilker jedoch nicht als Staatsanwältin bei FFWD25 zu Gast sein, sondern als Geschäftsführerin der Anti-Finanzlobby-Organisation Finanzwende. Die Cum-Ex-Ermittlungen haben Anne Brorhilker zwar zu der wohl bekanntesten Staatsanwältin Deutschlands gemacht, zu einer Art Rechtsstaats-Personenmarke. Und doch bewarb sie sich 2023 auf eine Stelle bei Finanzwende, als diese eine Führungsstelle im Bereich Finanzkriminalität ausschrieb. Denn die Oberstaatsanwältin haderte schon länger mit den Rahmenbedingungen bei der Staatsanwaltschaft Köln und darüber hinaus, mit den Verzögerungen und Merkwürdigkeiten rund um die Aufklärung der Cum-Ex-Fälle, bei denen der Bundesrepublik Deutschland durch Steuertricks rund um den Dividendenstichtag von Aktien ein Schaden im zweistelligen Milliardenbereich entstanden ist. Immer wieder gewann Anne Brorhilker offenbar den Eindruck, dass sie nicht genug Unterstützung bekommt, um die Fälle angemessen aufzuklären. Von Frust war in Medienberichten immer wieder die Rede. Und dann schmiss sie hin.
Finanzwende ist nicht die erste Nicht-Regierungsorganisation (NGO) für die Anne Brorhilker arbeitet. Schon während des Referendariats nach dem Jurastudium in Bochum verbrachte sie ihre Wahlstation bei der Menschenrechtsorganisation Amnesty International in Berlin. Doch dann zog es sie 2002 zur Staatsanwaltschaft nach Köln. Ab 2009 arbeitete sie in der Abteilung zur Bekämpfung von Steuerhinterziehung, dort kam sie auch zum ersten Mal mit der Cum-Ex-Thematik in Kontakt. Das Thema ist extrem relevant, aber sperrig. Doch Anne Brorhilker arbeitete sich immer tiefer in die Materie ein, die ihre weitere Karriere maßgeblich prägen sollte. Sie stieg zur Leiterin der Verfahren auf, machte sich international einen Namen.
In ihrer neuen Rolle setzt sie sich für eine effektivere Bekämpfung von Finanzkriminalität ein – und verzichtet dafür sogar auf viel Geld. Denn mit dem Ausscheiden aus dem Beamtenverhältnis verliert sie auch ihre Ansprüche auf Altersvorsorge aus dieser Zeit. Sie will dazu beitragen, dass die Justiz besser für den Kampf gegen Finanzkriminalität aufgestellt ist, dass die Finanzlobby zurückgedrängt wird und Steuerbetrug in Millionenhöhe nicht sanfter behandelt wird als Sozialbetrug. Was dafür nötig ist, wird sie im Mai auf dem OMR Festival und Finance Forward erklären.
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Im kommenden Jahr startet Finance Forward mit einem neuen Konzept. Alle Details erfahrt ihr hier.