Peter Grosskopf, Jan Kühne, Anna Ladyshenski und Stephan Noller diskutieren auf der FFWD-Konferenz über die Zukunft von Krypto. (Bild: FFWD)

EU legt die Krypto-Branche an die Leine: Schafft es MiCA, das Vertrauen in Krypto wiederherzustellen?

Im April 2023 hat das Europäische Parlament das Ende der wilden Ära der Kryptowährungen eingeläutet. Mit dem Beschluss der „Markets in Crypto Assets“-Verordnung, besser bekannt als „MiCA“, schafft die EU klare Regeln für das Krypto-Universums. Was heißt das?

Es gilt das Vertrauen der Bürger in die Krypto-Welt, das durch Skandale und Betrugsfälle wie FTX und Celsius ins Wanken geraten war, wiederherzustellen.

Zeit die schwarzen Schafe loszuwerden – Branche wünscht sich Regulierung

Wie so oft wenn es um Regulierung geht, ist die Branche gespalten. Aber der Großteil ist sich einig, dass es Zeit ist, die schwarzen Schafe in der Krypto-Welt loszuwerden. Branchengrößen wie Peter Grosskopf, Jan Kühne, Anna Ladyshenski und Stephan Noller betonten unlängst auf der Finance-Forward-Konferenz, dass Vertrauen ein entscheidender Faktor für den nachhaltigen Erfolg der Branche sei. In der Masterclass zur Zukunft der Krypto-Welt wurden unter anderem die Regulierungen MiCA und TFR als entscheidende Faktoren in der Branche heiß diskutiert. Doch was genau steckt hinter den Abkürzungen?

Mit MiCA gibt es erstmals eine europaweite Krypto-Regulierung

Einfach gesagt ist MiCA ein neues Regelwerk, das Krypto-Vermögenswerte auf EU-Ebene harmonisiert. Dabei definiert MiCA die Klassifizierung Crypto Asset Service Provider (CASPs) neu und weitet das bisherige Verständnis aus, um mehr Klarheit in die Krypto-Branche zu bringen. Als CASP gelten unter anderem Börsen, Depotbanken und Emittenten von Initial Coin Offerings (ICOs) und anderen Krypto-Werten. Mit dem Inkrafttreten von MiCA unterliegen CASPs denselben Regulierungen wie traditionelle Finanzdienstleister.

Das bedeutet, dass sie Anti-Geldwäsche-Maßnahmen wie Know-Your-Customer (KYC), Customer Due Diligence (CDD) und die Meldung verdächtiger Transaktionen einführen müssen. Dabei gelten diese Anforderungen auch für Anbieter außerhalb der EU, die ihre Assets innerhalb der EU anbieten möchten.

Dem Schwarzmarkt den Hahn zudrehen

Aber damit nicht genug. Die EU will mit einer Überarbeitung der europäischen Verordnung zum Geldtransfer (Transfer of Funds Regulation, TFR) für mehr Transparenz bei Krypto-Asset-Transaktionen sorgen. In Kombination mit der fünften AML-Richtlinie (AMLD5) sollen Krypto-Wallets und -Plattformen EU-weit lizenziert werden. Lizensierte Unternehmen müssen ihre Kunden dann – genau wie klassische Finanzdienstleister – identifizieren.

Der Grund liegt auf der Hand: Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung durch Krypto-Assets sollen bekämpft werden. Um das Vertrauen in die Branche aufzubauen, muss die Anonymität im Krypto-Asset-System ein Stück weit weichen.

KYC – Der Schlüssel zu mehr Vertrauen

Ein wichtiger Pfeil im Köcher der EU-Regulierer ist dabei der KYC-Prozess. Dieser soll sicherstellen, dass Quelle und Empfänger des Krypto-Assets bei jeder Transaktion erfasst und gespeichert werden. Wie bei anderen Finanzdienstleistungen und herkömmlichen SEPA-Transaktionen wird so mehr Transparenz und Nachvollziehbarkeit für die Marktteilnehmer geschaffen. Dadurch kann Betrug leichter aufgeklärt oder idealerweise direkt verhindert werden.

Doch trotz der strengeren Regulierung muss der KYC-Prozess für den Nutzer einfach und problemlos ablaufen. Es gilt, den Spagat zwischen Sicherheit und Nutzerfreundlichkeit zu meistern. Ein Selfie-Check allein wird Betrüger vielleicht noch nicht abschrecken, doch in Kombination mit einer Video-Identifizierung und dem Abgleich mit offiziellen Identifikationsdokumenten könnte dies den Grundstein für einen robusten KYC-Prozess legen.

Das Ende des Krypto-Winters?

In Anbetracht der jüngsten Krypto-Skandale haben viele Anleger kalte Füße bekommen. Doch die Branche hofft, durch striktere Regulierungen wie MiCA und TFR die  Anlegersicherheit zu erhöhen und das Vertrauen der Marktteilnehmer zurückzugewinnen. Vielleicht gelingt es so, den Krypto-Markt attraktiver denn je zu machen und aus dem viel beschworenen Krypto-Winter erstarkt zu erwachen.

Es gilt abzuwarten, wie genau sich die neuen Maßnahmen auf den Krypto-Markt auswirken werden, jedoch steht eines fest: Die Tage des Wilden Westens in der Krypto-Welt sind gezählt. Es ist für die Krypto-Industrie jetzt an der Zeit, erwachsen zu werden und das Vertrauen der Verbraucher zu stärken, um die breite Masse langfristig und nachhaltig für sich zu gewinnen.

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