Mit Advertorials wirbt Deven Schuller bei einschlägigen Medien für sein Finanzangebot. (Bild: Screenshot/Finance Forward/Sächsische Zeitung)

Geldanlage im Reich der Schwurbler: So funktioniert die Deven-Schuller-Methode

Verschwörungstheorien, Geraune über eine angebliche okkulte Finanzelite und Finanztipps: Das ist die Welt von Deven Schuller, der auch mit zahlreichen Anzeigen in seriösen Medien für sich wirbt. Wer Teil seiner Community werden möchte, muss jedoch bis zu 20.000 Euro zahlen. Wir haben das System in einem Selbstversuch unter die Lupe genommen.

Nach gut 30 Minuten Telefonat ist es soweit: Innerhalb von zwölf Wochen könnten aus 500 Euro ganz einfach 6.000 Euro werden. Überhaupt sei es gar kein Problem, bald 10.000 Euro im Monat zu verdienen, sagt mir ein freundlicher Niklas K. 10.000 sei so eine magische Zahl, das sei sie für ihn auch gewesen, erzählt er mir. Inzwischen habe er aber gar keine Geldprobleme mehr. Miami zum Urlaub könne er sehr empfehlen, er selbst habe auch schon zwei Kreuzfahrten gemacht.

10.000 Euro im Monat verdienen, ohne Probleme? Offenbar bin ich nur noch wenige Schritte von meinem Eintritt in die Welt der Reichen und Schönen entfernt. Gäbe es da nicht zwei Haken: Ich müsste zunächst ein Betreuungspaket von Deven Schuller kaufen – und das kostet zwischen 3.995 Euro und 20.000 Euro. Und mit meiner Gesinnung ist das auch noch so eine Sache: Denn Schuller scheint offenbar nur Leute zu suchen, die seine Überzeugungen teilen und die beinhalten gemäß Niklas’ Worten, dass Medien uns belügen würden, sich die Finanzelite die Taschen voll mache und natürlich auch, dass Politiker uns Schwachsinn erzählten. Dazu setzt er aber nicht nur auf Leute wie Niklas K., der mich am Telefon noch unter Druck setzen wird. Schuller schaltet auch zahlreiche Anzeigen, die online bei Medien wie der Süddeutschen Zeitung und der Wirtschaftswoche erscheinen.

Wer aber genau ist Schuller, was ist dran an seinem Versprechen, schnell reich zu werden – und was hat es mit den Verschwörungstheorien auf sich?

Shortseller mit Mantel und Maserati

Es muss einer der ersten Januartage in diesem Jahr gewesen sein, als ich mir aus beruflicher Neugier die Neujahrsansprache von AfD-Chef Tino Chrupalla auf Youtube anschauen wollte. Doch bevor Chrupalla mir erzählen konnte, wie schlimm das Jahr 2023 doch war, da ploppte eine Videowerbung von Deven Schuller auf. Der erzählte, wie man genau so viel Geld verdienen könnte wie die da oben, die Reichen. Als ich dann auf seine Seite klickte, sprang mir schnell seine Buchempfehlung vor Augen: „Aussteiger berichtet“ steht auf dem Cover ganz oben. Weiter heißt es: „Das Wissen der okkulten Finanzelite“ und zuletzt: „Um als normale Person finanzielle Freiheit zu erreichen“.

Meine Neugier war geweckt und ich begann eine Recherche, die mich tief hat eintauchen lassen in die Welt von Deven Schuller. In der ich zahlreiche Videos von Schuller schaute, selbstverständlich Auszüge aus seinem Buch las – und mich am Ende auch im Rahmen einer Undercover-Recherche beraten ließ. Zwischenzeitlich hat auch die WirtschaftsWoche über den Finanzinfluencer berichtet.

Schuller bezeichnet sich auf seiner Webseite selbst als „Aussteiger“. Er behauptet, die Tricks zu kennen, mit denen die Reichen immer reicher werden und will dies angeblich gerne mit Interessierten teilen. „Wenn du die aktuelle Lage nicht nutzt, um Freiheit zu erreichen, dann bist du wahnsinnig“, heißt es auf seiner Webseite. Und „Freiheit“ bedeutet in dem Fall eben, reich genug zu sein, um sich alles ermöglichen zu können.

Schuller erzählt das nicht nur auf seiner Webseite. Auch auf seinem Youtube-Kanal wirbt er für sich und seine Methode. Es gibt da zum Beispiel ein Video, in dem er, gekleidet in einen Mantel, im Maserati durch die Gegend fährt und von seiner Motivation erzählt, andere an seinem Wissen teilhaben zu lassen. Obwohl das Video nur gut fünf Minuten lang ist, fühlt es sich wie eine Ewigkeit an. Aber mit meiner Meinung stehe ich auf Youtube augenscheinlich so ziemlich alleine da, denn unter dem Video finden sich vor allem positive Kommentare. „Danke für Deine dem Menschen zugewandte ehrliche Art und Deine sehr hilfreiche Unterstützung“, schrieb ein Nutzer etwa vor zehn Monaten und setzte noch einen Herz-Emoji dahinter.

Aber wie funktioniert sie denn nun, die Methode Schuller? Der selbsterklärte Finanzprofi gibt an, auf Leerverkäufe zu setzen. Dabei wetten Anleger darauf, dass Kurse von Unternehmen fallen, anstatt wie üblich auf steigende Kurse zu setzen. Die Methode gilt als riskant, wer auf das richtige Unternehmen zum richtigen Zeitpunkt setzt, kann so zwar schnell viel Geld verdienen, doch das erstmal zu finden, ist schwer. Schuller spricht nicht direkt davon, dass man damit schnell reich werden könnte. Auf seiner Webseite findet sich aber der Satz: „Lerne die Wege der da oben, um in wenigen Monaten auszusorgen…“, was wohl das gleiche bedeuten soll.

Ich werde angeblich für immer arm bleiben

Kann solch ein Versprechen funktionieren? „Es gibt keine Anlagestrategie, mit der sich systematisch überdurchschnittliche Renditen erzielen lassen”, sagte mir Niels Nauhauser. Er ist Finanzexperte bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg und setzte nach: „Wer Coachings für solch eine Methode anbietet, ist immer unseriös.“ Der einzige, der hier Geld verdiene, sei mutmaßlich der Anbieter der Coachings.

Auf Trustpilot finden sich überwiegend positive Bewertungen. Es gibt aber auch ein paar unterirdische. So berichtete einer im Rahmen einer zwischenzeitlich gelöschten, der Redaktion als Screenshot vorliegenden, Bewertung, wie er in einem Telefonat aggressiv gedrängt worden sei, eines von Schullers Paketen zu erwerben. Um zu überprüfen, wie Schuller vorgeht, beschließe auch ich, mich kostenlos beraten zu lassen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich als Journalist so ein klassisches Beratungsgespräch erleben würde und überlege mir daher eine andere Identität: Geboren ist Thorsten Richter, 27 Jahre alt, Kassierer in einem Supermarkt mit einem Einkommen von 2.800 Euro brutto.

Ich hoffe, dass ich damit in Schullers Beuteschema passe und fülle die kurze Kontaktmaske aus. Vor- und Nachname werden gebraucht, eine E-Mail-Adresse und eine Telefonnummer. Am nächsten Morgen erhalte ich einen Anruf aus Hannover. Ich bin noch auf dem Weg ins Büro, rufe wenige Minuten später zurück und es meldet sich ein Herr F. Er fragt mich, wie ich denn auf Herrn Schuller gestoßen sei, erzählt mir nochmal kurz, dass es darum ginge, auf fallende Kurse zu setzen, preist Schullers Erfahrung und fragt, ob ich denn 4.000 bis 10.000 Euro aktuell dafür übrig hätte.

Ich bejahe und Herr F. kündigt an, für mich einen Termin mit Schullers „Torwächter“ zu organisieren. Denn Schuller habe sich auf 30 Klienten eingeschworen und könne nicht jeden nehmen. Der „Torwächter“, Tim G., solle entscheiden, ob ich in die Community passe. Es läuft also auf ein kleines Verkaufsgespräch und einen Gesinnungstest hinaus, denke ich mir. Herr F. scheint es eilig zu haben, er fragt, ob ich am nächsten Tag zwischen 8 und 14 Uhr Zeit für ein einstündiges Telefonat hätte. Wir einigen uns auf 9 Uhr.

Als mein Handy am nächsten Morgen um 9 Uhr klingelt, ist nicht Tim G. dran, sondern Niklas K. Der Kollege sei leider krank, so Niklas. Das mache aber nichts. Niklas sei seit acht Monaten mit Schuller an der Börse investiert. Und er übernehme häufiger diese Gespräche. Wir werden insgesamt eine Stunde und 15 Minuten telefonieren. Niklas baut direkt zu Beginn Druck auf. Schuller bekomme 50 Anfragen pro Tag, behauptet er. Wenn er merke, das würde mit uns passen, dann würde er mir erklären, wie das im Detail ablaufe, kündigt er an.

Niklas fragt mich, ob ich eine Freundin habe – und ich gestehe, die Frage überrascht mich. So weit hatte ich meine falsche Identität nicht durchdacht. Ich bejahe, was dazu führt, dass Niklas lieber einen neuen Termin machen möchte, bei dem meine angebliche Freundin mit dabei ist. Denn wenn ich sie bei Finanzfragen einbinden müsste, dann bringe das Gespräch jetzt nichts. Ich schaffe es zum Glück, Niklas davon zu überzeugen, dass ich doch selbstständig über mein Geld entscheiden kann und wir legen los.

Niklas fragt mich nach meinen Finanzerfahrungen. Nachdem ich kurz antworte, legt er los, mir seine Sicht – und ich gehe fest davon aus, somit auch die von Deven Schuller – näher zu bringen. Niklas erzählt, wie kaputt das Finanzsystem sei, dass Medien gekauft wären und lügen würden, unsere Politiker auch. Das Geld auf der Bank sei nicht sicher. Niklas empfiehlt mir auch ein Buch zu „moderner Propaganda“. Zwischendurch geht es darum, dass Deutschland in wenigen Jahren ein Krieg drohe.

Es ist alles mögliche an Ansätzen von Verschwörungstheorien dabei. Ich gebe zu allem meine Zustimmung ab und Niklas findet mich sympathisch. Ich erinnere ihn an ihn selbst, sagt er mir. Dann schickt er mir während des Telefonats eine E-Mail mit den Beratungsangeboten von Schuller zu. Ich erzähle ihm, dass ich 6.000 Euro zur Verfügung hätte, er empfiehlt mir das Silber-Paket für 4995 Euro. Das Geld, das übrig bleibe, reiche, um an der Börse loszulegen. Er selbst habe ja auch aus 500 Euro innerhalb von zwölf Wochen 6.000 Euro gemacht.

Ich druckse erst ein bisschen herum, sage dann, dass mir das zu teuer ist und jetzt versucht Niklas alles: Es gebe eine Geld-Zurück-Garantie, wenn die Methode von Schuller nicht aufgeht, sagt er. Zudem müsse ich mich heute entscheiden. Schriftlich bekomme ich solch eine Garantie vorab nicht. Ich soll jetzt überweisen. 15 Minuten dauert es, bis Niklas aufgibt. Das sei so traurig, sagt er mir zum Ende. Ich würde für immer arm bleiben, das sei so bei Leuten, die wenig Geld hätten. Und das sei auch der Grund, warum die meisten Leute den Milliardären und der Regierung die Schuld geben würden. Niklas sagt, ich würde die nächsten 27 Jahre weiter in einem Supermarkt arbeiten. Dann legt er auf.

Bei Geld-Zurück-Garantien gebe es einiges zu beachten, erklärt mir Verbraucherschützer Niels Nauhauser später. „Kriegt man das schriftlich und wer ist der Garantiegeber?“, diese Frage sollten sich Verbraucher unbedingt stellen. „Es hilft ja nichts, wenn der Garantiegeber nicht greifbar ist, wenn man sein Geld einfordern möchte“, so Nauhauser.

Vier Tage nach unserem Telefonat meldet sich Niklas noch einmal bei mir. Es ist ein Samstag Nachmittag, ich sitze im Auto. Er habe noch einmal mit Schuller gesprochen und weil ihn meine Geschichte so sehr berührt habe, könne er mir nun ein Sonderangebot machen. Ich bin überrascht, wurde mir doch deutlich gemacht, dass ich nur die eine Chance hatte, Schullers Paket zu buchen. Als ich erneut zögere, beginnt Niklas erneut, mir ins Gewissen zu reden. Ich lege auf.

Seit diesem zweiten Telefonat mit Niklas habe ich nichts mehr von ihm gehört. Im E-Mail-Verteiler von Schuller bin ich aber immer noch. Nahezu täglich bekomme ich eine E-Mail, in der ich zum Beispiel auf Videos verwiesen werde, wo Leute über ihre angeblichen tollen Erfahrungen berichten. Dafür gibt es gar einen eigenen Youtube-Kanal. Außerdem gibt es Rabatt-Aktionen. Ich erhielt eine mit 50 Prozent und eine mit 60 Prozent Rabatt.

Advertorials auf Nachrichtenportalen

Schuller schaltet darüber hinaus Anzeigen. Wer „Deven Schuller Erfahrungen“ googelt, findet so einige Advertorials – also Anzeigen, die ähnlich aussehen wie richtige Artikel. Als ich das mache, finde ich unter anderem welche beim Hamburger Abendblatt, der Süddeutschen Zeitung und der Wirtschaftswoche. Die WirtschaftsWoche löscht die Anzeige, nachdem ich sie dazu befrage. Das Hamburger Abendblatt auch.

„Die Buchung der Anzeige selbst ist über eine Agentur bei diversen anderen Verlagsseiten vorgenommen worden, hätte in dieser Form aber nicht auf abendblatt.de erscheinen dürfen”, schreibt Dennis Barkhausen, Sprecher von der Funke-Mediengruppe, zu der das Abendblatt gehört, auf meine Anfrage. „Das war ein Fehler, für den wir uns ausdrücklich entschuldigen. Herr Schuller und seine Unternehmen sind bereits seit vergangenem Jahr in unserem Buchungssystem gesperrt”, so Barkhausen weiter.

Ein Sprecher für die Süddeutsche Zeitung erklärt mir, dass dieses Advertorial automatisiert über einen Anbieter auf der Internetseite der Zeitung ausgespielt werde. In dem Fall sei der Anbieter verantwortlich, die Inhalte vorher zu überprüfen. Bei dem Anbieter handelt es sich um die „news aktuell GmbH“, die zur Deutschen Presse Agentur (DPA) gehört. Beatrix Ta, Sprecherin von News Aktuell bestätigt mir das in weiten Teilen. Sie schreibt: „Deven Schuller hat im letzten Jahr unseren Service der sogenannten „Native Ads“-Buchung genutzt. Dieser Service beinhaltet die Publikation auf den Portalen ausgesuchter Medienhäuser wie der Süddeutschen Zeitung.“ Zudem überprüfe News Aktuell Meldungsgeber und Inhalte. „Wir sind zum damaligen Zeitpunkt zu dem Schluss gekommen, dass sowohl Meldungsgeber als auch Meldungsinhalt nicht gegen unsere oben beschriebenen Leitlinien der Verbreitung verstoßen. Mittlerweile haben wir unsere Verbreitungsstandards nochmal geschärft. So verbreiten wir aktuell keine Native Ads mehr im Auftrag von Finanzbloggern oder Finanzcoaches“, so Ta. Zukünftig dürfte es Schuller also schwerer haben, solche Anzeigen zu schalten.

So reagiert Deven Schuller

Bleibt noch eine Frage zu klären: Was ist von Schullers Theorien zu halten? In seinem Buch fällt relativ zu Beginn auch mal das Wort Globalisten. Und es gibt Sätze wie jenen auf Seite 16: „Uns wird der freie Wille geraubt, dafür pflanzen sie uns die Programme in unsere Hirne, die unser zukünftiges Handeln bestimmen sollen, einer von außen übergestülpten Handlungsmatrix gleich, damit wir weiterhin kontrollierbar sind.“

Viola Neu, Politologin und Expertin für Extremismus von der Konrad-Adenauer Stiftung hält Schuller in der Hinsicht eher für harmlos. Ich habe ihr Zitate aus meinem Gespräch mit Niklas vorgelegt, welche aus dem Buch und den Youtube-Kanal gezeigt. „Ich halte ihn nicht für einen rechtsextremen Verschwörungstheoretiker, eher für jemanden, der im Internet vieles aufgeschnappt hat und nun alles zusammenrührt,“ sagt sie mir. „Schuller will so wohl einfach nur Geld verdienen.“ Der selbsterklärte Finanzexperte sei allenfalls ein Patchwork-Ideologe.

Ich frage nun auch Schuller selbst an und bitte um Stellungnahme. Schuller antwortet nicht direkt selbst, sondern schaltet eine Medienkanzlei ein. Wie viele Klienten er bisher betreut habe, möchte ich von ihm wissen. Schuller bleibt in seiner Antwort vage, er schreibt: „Ich träume davon, dass viele Menschen ihre Situation eigenständig zum Besseren wenden können. Wir haben genug Klienten, um damit zu starten, aber zu wenig, um unsere Vision im großen Stil zu erfüllen”, auf seiner Webseite war er mit der Zahl 124 deutlich aussagekräftiger. Auch möchte ich überprüfen, ob Schuller tatsächlich zahlreiche Anfragen pro Tag erhält, wie es mir Niklas in unserem Telefonat erzählte. Wieder antwortet Schuller unverfänglich: „Das ist immer unterschiedlich und kommt auf verschiedene Faktoren an. Es lässt sich nicht pauschal beantworten“, schreibt er.

„Ich kann nur jedem abraten, sich sowas anzusehen“

Viele seiner Antworten sind derart unkonkret. Selbst die Preise bestätigt er nicht. „Die Preise gestalten sich individuell, abhängig davon, ob meine Ausbildung online oder offline stattfindet und welche Kosten für mein Team und mich entstehen“, schreibt er. Unter der „okkulten Finanzelite“ versteht Schuller im Übrigen „Personen und Konzerne, die weltweit erheblichen finanziellen Einfluss ausüben, jedoch in der Öffentlichkeit nicht weitreichend bekannt sind“.

Angesprochen auf seine getätigte Äußerung im Buch mit den Globalisten und die Frage, ob ihm das Wort im Zusammenhang mit Rechtsextremismus bekannt sei, antwortet Schuller: „In Anbetracht der nächsten Frage: Ich distanziere mich von rechtsextremen Inhalten. Ich bin überzeugt, dass erheblicher Einfluss hinter der öffentlichen Wahrnehmung ausgeübt wird, und habe „Globalisten“ in diesem Kontext verwendet.“ Schuller selbst bezeichnet sich auch nicht als rechtsextrem. Sondern als „kritischen Denker, der die öffentliche Meinung gerne hinterfragt“.

Die Aussage von Niklas, dass alle Medien lügen, möchte Schuller so auch nicht stehen lassen. Vielmehr verweist er auf die Notwendigkeit von Medienkompetenz: „Zur Aussage, alle Medien lügen und seien moderne Propaganda: Hiermit möchte ich betonen, dass Medien manchmal bewusst oder unbewusst bestimmte Narrative fördern, was kritische Medienkompetenz unerlässlich macht. Es ist wichtig, sich aus vielfältigen Quellen zu informieren und Informationen kritisch zu hinterfragen.”

Ist Schuller also doch eher harmlos und gar nicht so rechts? Ich zeige auch Benjamin Winkler von der Amadeu-Antonio-Stiftung die Auszüge aus Schullers Buch und die Notizen von meinem ersten Telefonat mit Niklas. Winkler sagt: „Es ist das bekannte Durcheinander: Sowohl aktuelle Themen wie geringes Wirtschaftswachstum und angeblich fehlende Medienvielfalt werden zum Anlass genommen, eine große Erklärung zu finden, die doch klar auf ein antisemitisches Weltbild hinausläuft“, sagt er. Winkler warnt davor, jemanden wie Schuller zu verharmlosen. „Das ist nicht jemand, der einfach nur irgendwo was aufgeschnappt hat“, sagt er. Von Schullers offenkundig investierter Zeit und seinem Intellekt her, sollte er auch erkennen müssen, dass er damit in Verdacht gerät, antisemitisch zu sein. „Ich kann nur jedem abraten, sich sowas anzusehen und daran sein Leben auszurichten“, sagt Winkler im Hinblick auf Schullers Videos.

Hinweis: Eine Zahl in der ursprünglichen Fassung des Artikels war unzutreffend, so dass der Artikel entsprechend korrigiert wurde.