Klarna-Chef Sebastian Siemiatkowski. Blld: Bloomberg / Getty Images

Zahlungsfintech Klarna steigt ins Mobilfunkgeschäft ein

Im Kampf der Neobanken zieht Klarna nach: Auch das schwedische Fintech bietet nun Mobilfunkverträge an. Ein weiterer Schritt hin zur Positionierung als „Full-Service-Neobank“.

Der schwedische Fintech-Riese Klarna folgt den Rivalen Revolut und N26 und steigt ins Mobilfunkgeschäft ein. Über die Klarna-App können Nutzerinnen und Nutzer in den USA ab sofort einen unbegrenzten 5G-Handytarif für 40 Dollar pro Monat buchen – mit landesweiter AT&T-Netzabdeckung, sofortiger eSIM-Aktivierung und vollständiger Verwaltung in der App. Weitere Märkte wie Großbritannien und Deutschland seien bereits in Vorbereitung, teilte das Unternehmen mit. Im Hintergrund kooperiert Klarna dafür mit dem deutsch-amerikanischen Mobilfunk-Startup Gigs.

Klarna-CEO Sebastian Siemiatkowski (43) sieht den Schritt als konsequente Erweiterung des Neobank-Angebots. „Mit nur einem Klick in der App“ könne man jetzt einen neuen Handytarif starten, „ohne Aufwand, ohne versteckte Gebühren, mit echtem Mehrwert“, lässt er sich zitieren.

Zuletzt waren auch Klarnas Neobank-Rivalen in das Mobilfunkgeschäft gedrängt. Revolut hatte angekündigt, noch in diesem Jahr in Großbritannien und Deutschland mit einem Angebot zu starten. N26-CEO Valentin Stalf (39) hatte Anfang Mai auf der Finance-Forward-Bühne seine Pläne präsentiert, künftig vielleicht sogar Mobilfunk- und Bankprodukte zu verknüpfen; bei ihm können Kundinnen und Kunden Mobilfunkverträge bereits heute über die App abschließen. Sie alle folgen damit dem Trend hin zur Entwicklung einer „Full-Service-Neobank“, wie es etwa Nubank aus Brasilien bereits erfolgreich vorgemacht hat.

Expansion in einen gesättigten Markt

Klarnas Einstieg in den Mobilfunkmarkt dürfte ein Versuch sein, das Geschäftsmodell über das angestammte „Buy Now, Pay Later“-Segment hinaus zu diversifizieren und die globale Kundenbasis von 100 Millionen aktiven Nutzerinnen und Nutzern weiter zu monetarisieren. Siemiatkowski steht unter Druck: Trotz wachsender Umsätze und Nutzerzahlen verzeichnete sein Unternehmen zuletzt wieder steigende Verluste. Den geplanten Börsengang hatte Klarna mit Verweis auf die unsichere Marktlage und neuer US-Zölle auf Eis gelegt. Wohl auch um das Interesse der Investoren hochzuhalten, hatte Klarna zuletzt an seiner Positionierung als Neobank gefeilt und einen Marketingpush gestartet, der besonders auf das Debitkartenangebot des Fintechs abzielt.

Wie gut sich Klarna im Mobilfunkgeschäft schlagen wird, ist allerdings offen. Mit dem Markteintritt wagt das Fintech einen Vorstoß in einen hochkompetitiven und bereits stark konsolidierten US-Telekommunikationsmarkt. Etablierte Player wie Verizon, AT&T und T-Mobile dominieren das Feld. Zudem ist die Telekommunikationsbranche eher margenschwach und stark reguliert.