Das Gründerteam von Raisin: Michael Stephan, Tamaz Georgadze und Frank Freund (Bild: PR)

Raisin stampft Geschäftskunden-Angebote ein

Exklusiv: Das auf die Vermittlung von Spargeldern spezialisierte Fintech Raisin (bekannt für das Portal „Weltsparen“) stampft nach Finanz-Szene-Informationen sein Geschäftskunden-Angebot ein.

Überraschte Geschäftskunden bei Raisin: Sowohl die Vermittlung von Spareinlagen als auch die betriebliche Altersvorsorge auf ETF-Basis werden für Business-Kunden nicht länger angeboten, die entsprechenden Verträge durch Raisin gekündigt. Das geht aus einer Finanz-Szene vorliegenden Kundenanschreiben sowie Angaben des Unternehmens auf Nachfrage hin vor. Ein Sprecher begründete die Einstellung als „strategische Entscheidung“. Raisin wolle den Fokus künftig aus Privatkunden legen. Die Retail-Angebote unter den Weltsparen, Raisin und Zinspilot seien nicht betroffen.

Nachdem Raisin 2013 als Plattform nur für Privatanleger gestartet war, öffnete das Fintech seine Tages- und Festgeld-Angebote 2017 auch für Geschäftskunden. Auch wenn keinen Kundenzahlen genannt werden, deutet vieles darauf hin, dass das Geschäft mit den Business-Kunden nie wirklich Fahrt aufnahm – trotz zwischenzeitlich verkündeter Kooperationen mit den Business-Banking-Neobanken Penta (2020) und Qonto (2021). Tatsächlich hatte sich Penta im vergangenen Jahr ja bereits nach einer Alternativ umgesehen und im Herbst als weiteren Kooperationspartner die SWK Bank präsentiert. Zuletzt präsentierte sich den Geschäftskunden auf der „Weltsparen“-Plattform nur noch sechs Partnerbanken, zu denen die Kundeneinlagen durchgeleitet wurden – darunter einige kleinere südeuropäische Institute und die Debeka Bausparkasse. Also eher keine Top-Brands.

„Aufgrund des anhaltend niedrigen Zinsumfelds für Geschäftskunden ist es uns nicht gelungen, attraktive Produkte mit kurzfristigen Laufzeiten oder sogar tagesverfügbaren Einlagen anzubieten“, schrieb Raisin gestern Abend den Bestandskunden. Tatsächlich betrug der maximale Zinssatz für einjähriges Festgeld nur 0,15% bei einer Auswahl von nur vier Partnerbanken. Zum Vergleich: Für Privatkunden führt Weltsparen 60 Angebote für einjähriges Festgeld mit bis zu 0,9% Zinsen. Auf Nachfrage ergänzte der Raisin-Sprecher, Geschäftskunden hätten zuletzt aufgrund wirtschaftlicher Unsicherheiten einen einen erhöhten Bedarf an kurzfristig verfügbaren Betriebsmitteln gehabt. Daher habe sich die Nachfrage nach längerfristigen Sparprodukten deutlich verringert.

Raisins zweiter großer Rückschlag im Altersvorsorge-Geschäft

In das Geschäft mit der betrieblichen Altersvorsorge war Raisin 2019 zunächst im Zuge einer Kooperation mit dem Insurtech Fairr eingestiegen; bald darauf wurde der Altersvorsorge-Spezialist sogar komplett übernommen ein. Das gemeinsame Produkt hieß zunächst „Fairrbav“ und wurde später in „Raisin Pension ETF bAV“ umbenannt. So richtig Traktion bekam nach allem, was man hört, allerdings auch das baV-Produkt nie. In Kommunikation und Marketing spielte es nur eine untergeordnete Rolle. Pikant aus Szene-Sicht: Einer der ersten Kunden von „Raisin Pension ETF bAV“ war das Berliner Milliarden Fintech Mambu. Und: Auch mit dem im Zuge der Fairr-Übernahme geerbten Riester-Geschäft hatte Raisin seit der Übernahme 2019 lange Zeit eher wenig Freude.

Wie es mit den laufenden baV-Verträgen weitergeht, blieb am Abend unklar. Auch hier machte Raisin keine Angaben zur Zahl betroffener Kunden, ebensowenig wie zu den Volumina. Genauer Auskunft gab Raisin nur über das weitere Vorgehen im eingestellten Zinsgeschäft für Geschäftskunden: Neuabschlüsse sowie Verlängerungen bestehender Sparprodukte werden nicht mehr möglich sein, die bestehenden Verträge (kurzfristig) zum 1. Juni 2022 gekündigt. Die bereits abgeschlossenen Festgeld-Produkte laufen bis zum Ende der vertraglich vereinbarten Laufzeit mit der ausgewiesenen Verzinsung weiter und werden nach Fälligkeit mit dem Zinsertrag ausgezahlt.