Seriengründer Hinnerk Rott über sein Fintech-Abenteuer. (Bild: Fatih Doganer)

„Als wir gestartet sind, wurde uns schon mulmig“ – Hinnerk Rott über das Bettercard-Ende

Die Bettercard-Gründer wollten mit ihrem Firmenkarten-Startup gegen die gut finanzierten Wettbeweber gewinnen – und scheiterten kurze Zeit später mit den großen Plänen. Was er daraus gelernt hat, erzählt CEO Hinnerk Rott im Gespräch.

Hinnerk Rott kam mit seinem Startup zu spät. 1,2 Millionen Euro hatten er und sein Mitgründer selbst in den Firmenkarten-Anbieter Bettercard gesteckt, rund zwei Jahre werkelten sie an dem Projekt, das eine moderne Version von American Express werden sollte. Doch nach einem hoffnungsvollen Start Mitte September zogen die beiden schon wenige Wochen später an einem Mittag die Reißleine und beschlossen, ihr Startup wieder dicht zu machen.

Unerwartet kamen die Probleme nicht. „Als wir gestartet sind, wurde uns schon mulmig“, sagt Rott, denn eine Menge an gutfinanzierten Wettbewerbern wie die Berliner Unternehmen Moss oder Pliant mischen den Markt auf. Bei den Vertriebstelefonaten hätten die Kunden genervt abgewunken. „Die konnten das Thema Firmenkarte nicht mehr hören“, erzählt der Gründer. Auch von den Startup-Investoren gab es Abfuhren.

Ein erster Versuch im vergangenen Jahr mit Wirecard als Partner ging schief, eine Woche vor Start stürzte der einstige Payment-Star in einen Skandal. „Ich war auch Aktionär“, sagt Rott. Trotzdem wagte das Startup mit der Solarisbank als Partner einen zweiten Versuch.

Gefahr der zu hohen Abhängigkeit

Nach dem Aus seines Fintechs sieht der Gründer den Markt skeptisch. „Das Segment ist überlaufen, es ist aber auch nicht total kompliziert (einzusteigen)“, sagt Hinnerk Rott. „Es wird nur der überleben, der die meiste Kohle hat.“

Seine bisherigen Gründungen finanzierte Rott bislang mit eigenem Geld, das habe in diesem Fall nicht funktioniert, weil die Fixkosten für den Bankpartner zu hoch seien. Gleichzeitig sei man von dem Unternehmen abhängig und laufe Gefahr, in die „Amazon-Falle“ zu tappen.

Mit dem Turbopass hat Hinnerk Rott ein Online-Portal für Stadtpässe aufgebaut, das er weiter nebenbei betreibt. Vor der Pandemie hätten sie zehn Millionen Umsatz erzielt, auch jetzt laufe es wieder gut. Aus seinen bisherigen Unternehmungen stammt auch das Geld für Bettercard. Rott arbeitet derweil an einer nächsten Idee, er besitzt eine Liste mit rund 20 neuen Geschäftsmodellen, die er angehen will.

Über die Schwerfälligkeit des Bankpartners und das Marketingbudget von 1.000 Euro pro Kunde spricht Hinnerk Rott im Podcast.

Werbepartner dieser Folge sind Valantic  und ZeedIn.

Im FinanceFWD-Podcast spricht Rott über …

… den verpatzten Start
… die Probleme mit Wirecard
… die Schwierigkeiten mit dem Firmenkarten-Markt
… seine erfolgreichen Gründungen Turbopass

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