Die N26-Gründer Maximilian Tayenthal (links) und Valentin Stalf (Bild: imago images / tagesspiegel)

Neuer Betriebsrat bei N26 gewählt – ehemaliges Mitglied zieht positive Bilanz

Vor 18 Monaten wählten die Mitarbeiter von N26 ihren ersten Betriebsrat, der Vorgang sorgte in der Startup-Szene für Aufsehen. Jetzt wurde neugewählt, einige Mitglieder des Betriebsrates sind ausgestiegen. Wie steht es um das Gremium?

Es war der erste Sommer der Pandemie, als Mitarbeiter der Berliner Smartphone-Bank N26 konkrete Pläne schmiedeten, einen Betriebsrat zu gründen. Für ein Startup war das keine Selbstverständlichkeit. Der Fall sorgte für größere Aufmerksamkeit, weil die beiden Gründer Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal in einer internen Mail schrieben, ein Betriebsrat widerspreche den „Werten“ des Unternehmens, wie Finance Forward damals enthüllte.

Ende 2020 fanden schließlich die Wahlen statt, sowohl die N26 GmbH als auch die N26 Operations GmbH bekamen jeweils einen Betriebsrat. Danach wurde es erstmal wieder still, die Betriebsratsmitglieder konzentrierten sich auf ihre Aufgaben. Im Vorfeld hatten die Initiatoren fehlende Gehaltstransparenz, hoher Arbeitsdruck und befristete Verträge kritisiert.

Jetzt, anderthalb Jahre später, hat das Unternehmen erneut gewählt. Das Gremium wurde einmal durchgemischt – von dem ersten Betriebsratsteam sind nicht mehr viele aktiv. Was haben sie erreicht?

Ein ehemaliges Mitglied des Betriebsrat, das anonym bleiben möchte, zieht im Gespräch mit Finance Forward eine positive Bilanz. „Wir konnten den Grundstein für einen Betriebsrat legen und haben ihn fest in der Unternehmensstruktur verankert“, sagt die Person. „Die Mitarbeiter haben jetzt ein richtiges Mitbestimmungsrecht bei N26.“

Im Sommer 2020 war die Stimmung noch sehr anders. „Das Vertrauen und die Zuversicht in das Management von N26, dass es das Wohlergehen der gesamten Belegschaft gewährleistet, ist auf einem historischen Tiefstand“, schrieben die damaligen Betriebsrats-Initiatoren. Mittlerweile hätte die Belegschaft enorme Gehaltssteigerungen erlebt und das Unternehmen sei somit viel wettbewerbsfähiger, sagt das ehemalige Betriebsratsmitglied.

Der Betriebsrat hat sich im Startup etabliert

Ein weiterer Erfolg: „Wir haben jede Menge Daten zum Gender-Pay-Gap bei N26 gesammelt und die Lücke dann geschlossen.“ Die Daten hätten allerdings auch gezeigt, dass N26 auch vor Einwirken des Betriebsrates im Branchenschnitt nicht besonders schlecht dagestanden habe. Außerdem wurden aus dem Recht auf Homeoffice in der Pandemie inzwischen Konzepte für post-pandemische Zeiten entwickelt.

Und besonders in einer Zeit, in der es bei vielen Fintechs zu Massenentlassungen kommt, fühlen sich Mitarbeiter bei N26 durch die Existenz eines Betriebsrats abgesicherter. „Die Firmen, bei denen derzeit Leute gefeuert werden, haben keinen Betriebsrat“, so das ehemalige Mitglied. Sollte es bei N26 zu ähnlichen Maßnahmen kommen (wofür es derzeit keine Hinweise gibt), dann würde sich der Betriebsrat für die betroffenen Kollegen einsetzen können.

In der nächsten Unternehmensphase bereitet sich N26 auf einen Börsengang vor, wenn auch ohne Eile. Der neue Betriebsrat wird seinen Teil dazu beitragen, aus dem gehypten Startup mit Wachstumsschmerzen einen stabilen Arbeitgeber mit soliden Strukturen zu machen. Dafür wird es wichtig, Ruhe in die Personalabteilung bei N26 zu bekommen.

Ende 2020 hatte die damalige Chief People Officer Noor van Boven das Unternehmen verlassen, ihre designierte Nachfolgerin Diana Styles kam von Adidas. Doch bereits im ersten Quartal 2021 ging auch Styles wieder. Interimsmäßig übernahm Eva Glanzer, bevor N26 die Verantwortung kürzlich in die Hände von Timo Meyer als „Vice President of People and Culture“ gab (Finance Forward berichtete).

Beachtlich dabei ist allerdings, dass das Ressort somit künftig nicht mehr im sogenannten C-Level, also der höchsten Führungsebene des Unternehmens, angesiedelt ist.