
Klarnas neue Börsenstory: Wir sind Bank
Vor dem geplanten Börsengang will sich das schwedische Super-Fintech, das mit Ratenkrediten im Internet groß geworden ist, stärker als Neobank positionieren. Im Mittelpunkt der neuen Marketingkampagne: eine eigene Bankkarte. Es ist eine willkommene Story für raue Zeiten.
Die gängige Sicht auf sein Unternehmen passt ihm so gar nicht: „Menschen bringen uns noch immer mit ,buy now, pay later‘ in Zusammenhang“, klagte Klarna-Chef Sebastian Siemiatkowski (43) jüngst in einem Interview mit dem US-Fernsehsender CNBC. Mit dem Onlinebezahlen auf Kredit war das schwedische Fintech einst groß geworden, positioniert sich inzwischen aber lieber anders. „Wir sind eine Neobank“, so Siemiatkowski.
Um im Vorfeld des geplanten Börsengangs die Wahrnehmung zu ändern, startet das schwedische Zahlungsunternehmen jetzt einen Marketingpush. Im Vordergrund steht dabei ein klassisches Bankprodukt: die Klarna Card – eine Visa-Karte, mit der Kundinnen und Kunden entweder sofort oder innerhalb von bis zu 30 Tagen zahlen können.
„Alles, was Klarna-Nutzer jetzt schon kennen, wollen wir nach und nach mit der Klarna Card verbinden“, sagte Europachefin Nicole Defren (42) dem manager magazin. Wenn sie mit der Karte zahlen würden, könnten sich Kundinnen und Kunden beispielsweise Bestellungen von bestimmten Händlern kostenlos liefern lassen, so Defren. Oder sie könnten sich einen höheren Prozentsatz ihres Einkaufswerts als sonst üblich als sogenanntes Cashback auf ihrem Konto gutschreiben lassen.
Klarna, 2005 von Siemiatkowski und zwei Studienfreunden in Stockholm gegründet, gehört zu Europas wertvollsten Fintechs. Eigentlich wollte Siemiatkowski das Unternehmen bereits in diesem Frühjahr in New York an die Börse bringen. Von einer angestrebten Gesamtbewertung von bis zu 15 Milliarden Dollar war die Rede. Doch angesichts des Zollchaos von US-Präsident Donald Trump (78) hatte der Klarna-Chef den Börsengang verschoben – auf voraussichtlich Ende des Jahres. Der Fokus auf die Klarna-Karte dürfte nun auch helfen, das Interesse möglicher Investoren hochzuhalten – und die Story von Klarna als Neobank zu stützen. Gerade in konjunkturell schwierigen Zeiten, in denen Kreditausfälle und strengere regulatorische Auflagen im Buy-now-pay-later-Geschäft drohen, könnte Klarna davon profitieren.