Die Keyless-Gründer Paolo Gasti, Andrea Carmignani und Fabian Eberle (Bild: PR).

Zweiter Exit nach vier Jahren: Identitätsprüfer Keyless will an US-Firma verkaufen

Das Londoner Fintech von Fabian Eberle möchte Cyber-Kriminalität mit einer biometrischen Authentifizierungslösung bekämpfen. Nun wird Keyless zum zweiten Mal von einem Branchenplayer übernommen. Im neuen Set-up möchte es sein Produkt global ausrollen. 

Keyless, ein Londoner Fintech für biometrische Authentifizierungslösungen, steht vor dem erneuten Verkauf. Wie das Unternehmen mitteilt, hat der Identitätsmanagement-Anbieter Ping Identity mit Hauptsitz in Denver eine Vereinbarung zur Übernahme unterzeichnet. Die Transaktion steht unter dem Vorbehalt üblicher Abschlussbedingungen und behördlicher Genehmigungen, soll aber laut den Beteiligten innerhalb der nächsten zwei Monate abgeschlossen sein. Zum Kaufpreis machen die Beteiligten keine Angaben.

Keyless bietet Authentifizierungen für Banken, Fintechs, Krypto- oder Gaming-Plattformen an. Dazu nutzt es biometrische Nutzerdaten, etwa für die Anmeldung in das eigene Onlinebanking-Portal oder um ein vergessenes Passwort wiederherzustellen. Nutzerinnen und Nutzer müssen zur Identifizierung in die Handy- oder Computerkamera schauen, personenbezogene Daten werden im Prozess nicht gespeichert. Im Hintergrund nutzt die Anwendung Künstliche Intelligenz, um festzustellen, ob es sich tatsächlich um einen Menschen oder Täuschungsversuche wie Papierbilder, Masken oder Deepfakes handelt. Unter anderem die italienische Intesa Sanpaolo Bank, der britische Robo-Advisor Moneyfarm und das Berliner Fintech N26 nutzen das Produkt.

Keyless habe im vergangenen Jahr mehrere Übernahmeanfragen erhalten, Ping Identity mit seiner starken globalen Präsenz sei nun der richtige strategische Partner, teilt Mitgründer Fabian Eberle mit. Mit der Übernahme gehe sein Fintech nun einen bedeutenden Schritt, sein Produkt enger in die Ping-Plattform zu integrieren und Firmen weltweit zugänglich zu machen. Bislang zählten vor allem Europa und die USA zu den Fokusmärkten.

Zweiter Anlauf mit neuem Eigentümer

Hinter dem Unternehmen steht der deutsche Gründer Fabian Eberle, der Keyless vor sechs Jahren zusammen mit Paolo Gasti und Andrea Carmignani startete. Ende 2021 hatten die Gründer ihr Start-up schon einmal verkauft. Damals übernahm das kalifornische Start-up für Betrugsprävention Sift das circa 50-köpfige Team. Der Deal sollte Synergien schaffen und Sift den Einstieg in die stärker regulierten Finanz- und Gesundheitsbranchen bieten.

Doch die erwarteten Verbundeffekte blieben aus. Nur zwei Jahre später trennten sich die Firmen wieder. Beide Unternehmen hätten festgestellt, dass ihre jeweiligen Produkte am besten für unterschiedliche Märkte geeignet seien, hieß es damals. Eberle und seine Mitgründer gliederten das Start-up wieder aus und sammelten weiteres Funding ein, um fortan unabhängig zu agieren.

Nun wandert das gesamte Keyless-Team unter ein neues Dach. Auch das Management gehe den Schritt mit, Eberle werde Keyless künftig innerhalb von Ping Identity verantworten. Das US-amerikanische Unternehmen ist auf Identitäts- und Zugriffsmanagement spezialisiert und bietet beispielsweise Multi-Faktor-Authentifizierung oder Single-Sign-On-Anwendungen an. Seit Oktober 2022 gehört es zur Private-Equity-Gesellschaft Thoma Bravo, die die Firma für 2,8 Milliarden US-Dollar schluckte. Zuvor war das Unternehmen an der New York Stock Exchange gelistet.